Auf seiner Bootstour
Bettina Flick

Neuer Bischof der Armen in Peru

Er ist ein Freund eines guten Freundes. Immer wieder höre ich seit vielen Jahren von seinem Lebensweg, bin ihm ein paar Mal auch schon kurz persönlich begegnet. Reinhold Nann, von dem ich hier schreiben möchte, stammt aus dem Schwarzwald, wurde in Freiburg / Breisgau zum Priester geweiht und lebt und arbeitet seit vielen Jahren in Peru. Zuerst war er in einem Armenviertel in Lima tätig, später in der Küstenstadt Trujillo. Einige Jahre wirkte er in den peruanischen Bergen.

Rundbrief aus dem Urwald

Mitte Mai schickte mir unser gemeinsamer Freund einen Rundbrief von Reinhold weiter. Ich kam erst eine knappe Woche später dazu, den Rundbrief zu lesen. Reinhold hatte Anfang dieses Jahres begonnen, im peruanischen Urwald zu arbeiten und beschrieb nun auf mehreren Seiten seine erste Reise per Schiff auf dem Fluss, um die kleinen Urwaldsiedlungen zu besuchen, die zu seiner Pfarrei gehörten. Ich habe selbst sechs Jahre in Peru gearbeitet und bin so einiges gewöhnt. Dieser Reisebericht jedoch hat mich sehr beeindruckt. Drei Wochen war er auf einem kleinen Boot unterwegs, hatte mit den Stechmücken und der Hitze zu kämpfen, traf Menschen an, die seit 10 Jahren keinen Besuch mehr erhalten hatten und schrieb ganz ehrlich von seinen Hochs und Tiefs auf dieser Reise. Es war zu spüren, wie ihn diese neue Aufgabe innerlich bewegte.

Tief berührt dankte ich meinem Freund in einer kurzen mail, dass er mir den Rundbrief weitergeleitet hatte. Direkt darauf kam der nächste Rundbrief von Reinhold, zwei Tage danach geschrieben. Da verschlug es mir noch mehr die Sprache:

Der Nuntius schaltet sich ein

Der peruanische Nuntius hatte etliche Male versucht, Reinhold telefonisch zu erreichen, hatte sich aber gedulden müssen, bis er von der Bootstour zurückgekehrt war. Reinhold sollte Bischof werden einer armen, kleinen Bergdiözese in Peru. Er erbat sich einen Tag Bedenkzeit, durfte aber mit keinem Menschen über diese Anfrage sprechen. Wieder las ich völlig gebannt, wie er sein inneres Ringen im Gebet beschreibt. Ich zitiere:

«Ich wollte nie Karriere nach oben machen in der Kirche, eher nach unten, hin zu den einfachen Leuten, den ärmsten. (…)

Wie gesagt ich hatte keine Lust. Und ausserdem brauchen mich die Leute hier am Putumayo, es hat mir den Magen umgedreht, sie verlassen zu müssen. Dann habe ich mich gefragt, gut, das ist mein Wille. Und was will Gott von mir? Ganz offensichtlich kam dieser Anruf aus heiterem Himmel, also von oben her. Ich habe gebetet und nachgedacht, was will mir Gott mit diesem Anruf sagen? Und langsam kam eine grosse Ruhe in mich, ein untrügliches Zeichen für das Wirken des Heiligen Geistes. Ja Gott und der Papst möchten, dass Du dort in Caraveli Bischof wirst, nach der Art von Papst Franziskus: demütig, bei den einfachen Leuten, sein, der Traum von einer Kirche der Armen für die Armen. Am Tag darauf war ich überrascht, wie leicht mir das «ja» von den Lippen kam.»

 Der designierte Bischof Reinhold Nann wird am 15. August in Trujillo zum Bischof geweiht. Man möge ihn mit «Bruder Bischof» ansprechen, hat er gewünscht, keine sonstigen Ehrentitel.

Ich bin dankbar für Bruder Bischof Reinhold, dafür, dass Menschen wie er in unserer Kirche wirken und Zeugnis ablegen für einen Gott der Nähe und Liebe mitten unter den Ärmsten.

Gottes reichen Segen dir, Bruder Bischof!

 

 

 

 

Auf seiner Bootstour | © Reinhold Nann
10. August 2017 | 22:10
von Bettina Flick
Lesezeit: ca. 2 Min.
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