Heinz Angehrn

Letzter Zwischenbericht

Ich nutze das Datum 1.Juli für den letzten Zwischenbericht, de facto also für den Abschlussbericht. Genau am 1.Juli 2018 wurde ich in einem äusserst feierlichen und mir mit meinen «Neigungen» entsprechenden Festgottesdienst (Charles Gounods Cäclienmesse mit grossem Orchester) in der Pfarrei (nach 27 Jahren) und der Seelsorgeeinheit (nach 15 Jahren, wenn wir die lange Planungsphase einberechnen) verabschiedet. Bereits etwa einen Monat zuvor war ich im Dekanat St.Gallen (nach 37 Jahren Zugehörigkeit) von Dekan Josef Wirth sel. mit einer von ihm eigens umgedichteten Fassung des Partisanenlieds «bella ciao» (hoffentlich eher «bello»!) verabschiedet worden. Die verschiedenen überreichten und gezeigten Abschiedsgeschenke waren mehr oder weniger überraschend und sind übrigens bis heute noch nicht in ihrer Gesamtheit eingetroffen…

Ich setze zunächst voraus, dass hier Lesende auch immer wieder in meine ernsthafteren bzw. grundsätzlicheren Blogs hineinschauen und dementsprechend mitbekommen haben, was mich bewegt, aufgeregt bzw. zum geistigen Engagement getrieben hat. Das nämlich ist eins der Kennzeichen des Ruhestandes: Dass man(n) nicht mehr so viel in concreto bewegen kann, wie man(n) es gerne tun würde und manchmal einfach nur (hoffend, leidend, schimpfend, fluchend) mitdenken kann. Was als Waffe, zwar nicht stumpf, sondernd meist spitz, aber nicht sehr weitreichend, bleibt, ist das Schreiben. Ich kann/darf zwar auch in der SKZ schreiben, aber dort habe ich mich an die Spielregeln, die mit meiner Funkion als Leiter der Redaktionskommission verbunden sind, zu halten. Und so schreibe ich dort bevorzugt in den Bereichen meiner nicht-theologischen Hobbies…

Dadurch, dass ich erst am 14.Juli dieses Jahres (im Patroziniumsgottesdienst der kleinen Kapelle in Dandrio, ganz zuhinterst im Val Malvaglia) nach mehr als einem Jahr liturgischer Abstinenz (abgesehen von einer Trauerfeier in Kirchberg, aber das war rein privat gegeben) wieder einmal in einem der Hauptbereiche meines früheren Berufslebens tätig sein werde, habe ich mich viel weiter von diesem und damit auch von vielen dieses prägenden Faktoren (wie der Verpflichtung zu einer gewissen Solidarität gegenüber dem Arbeitgeber) emanzipieren können. Ich betrachte dies heute als unverhofftes Geschenk und bin den polnischen Priestern im Tal wirklich und ohne jede Ironie dankbar! Ich weiss, dass dies manche nicht gerne lesen: Was ich meinem Bischof zum Abschied sagte, nämlich dass ich es heute als Fehler ansehe, diesen Berufsweg gewählt zu haben, stimmt nach einem Jahr noch mehr. [Nur: Hätte ich statt dessen Theaterwissenschaft studiert, wäre ich wohl schon lange nicht mehr unter den Lebenden, die 80er Jahre hätten auch mich hinweggerafft.]

Welche Projekte stehen nun nach einem Jahr an? Wild und nicht gleichwertig nenne ich:
Dass wir gesund bleiben und die Freuden unseres Lebens hier in der Natur des Südens lange in guter Verfassung geniessen können.
Dass in diesem «wir» Miro, unser zurzeit sehr wild-pubertierender Bergamasco, inbegriffen sein darf.
Neun Opern- bzw. Ballettnachmittage der kommenden Spielzeit im Opernhaus Zürich. Wer mich einmal dort treffen will, teile es mit.
Dito fünf Sinfoniekonzerte mit dem OSI im LAC in Lugano.
(von diesen ergo 14 Anlässen wird hier im Blog einigermassen regelmässig berichtet)
Dass mich die Ergebnisse der Eidgenössischen Wahlen im Oktober fröhlich stimmen werden (wählt einfach grün, am besten GLP!).
Dass das Resultat der anstehenden Bischofswahl im Bistum Chur Gutes für die Zukunft der SKZ verheisst.
Dass «Ehe für alle» endlich auch in der Schweiz mehrheitsfähig ist.
Dass sich unter Franziskus noch viele gute Gründe ergeben, warum man(n) Mitglied der katholischen Kirche bleiben soll.

 

 

 

Miro, nun sieben Monate alt
1. Juli 2019 | 06:00
von Heinz Angehrn
Lesezeit: ca. 2 Min.
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