Andacht in der Kapelle der Versöhnung 
© Vera Rüttimann 2017
Vera Rüttimann

Kreuzweg auf dem Mauerstreifen

An Karfreitag ist es selbst in Berlin an vielen Orten aussergewöhnlich still. Deshalb ist der Kreuzweg, der jeweils zur Bernauer-Strasse führt, wo einst die Berliner Mauer verlief, besonders eindrücklich. Sternförmig marschierten die Mitglieder verschiedener Gemeinden heute erst zum Teutoburger-Platz im Prenzlauer Berg. Dann liefen sie zu einer weiteren Kreuzweg-Station in der evangelischen Zionskirche, wo einst Dietrich Bonhoeffer wirkte. Anschliessend zog der Menschenstrom zur Christuskirche. Es war sehr kalt heute und auch ich fror auf dem Weg durch Berlin. Dennoch machte das beeindruckende Erlebnis schweigender, betender und singender Menschen durch fast menschenleere Viertel die Kälte meist vergessen. Immer wieder laufen auf diesem Kreuzweg auch Prominente mit, so heute z.B. Wolfgang Thierse, ehemaliger Bundestagspräsident und bekennender Katholik.

Gemeinsam ging es anschliessend zur Bernauer-Strasse. Jedem, der sich mit deutsch-deutscher Zeitgeschichte befasst, ist dieser Name ein Begriff. Am 13. August 1961, als die SED in Berlin über Nacht die Mauer hochzog, spielten sich hier dramatische Szenen ab. Später wurden Fluchttunnel gebaut, woran heute Gedenkplatten im Boden erinnern. Die letzte Kreuzweg-Station war beim verbogenen Turmkreuz der 1985 gesprengten Versöhnungskirche, die sich damals mitten auf dem Todesstreifen befand und der SED ein Dorn im Auge war. Viele nutzten heute die Zeit für einen Besuch in der Versöhnungs-Kapelle, die am einstigen Standort der zerstörten Kirche entstand.

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Andacht in der Kapelle der Versöhnung © Vera Rüttimann 2017
14. April 2017 | 18:52
von Vera Rüttimann
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