Bruder Klaus und Gefährten

Klaus und Dorothee unter allen Heiligen

Für Niklaus von Flüe gehörten die Heiligen zum selbstverständlichen «Glaubensinventar». Er trug selbst den Namen eines sagenumworbenen heiligen Bischofs aus dem byzantinischen Reich; freilich, weil die Kirche, die stets im Sichtfeld der Flüelibauern war, dessen Patrozinium trug. Aber viele populäre Heilige stammten durchaus von weit her, und deren Legenden, etwa aus der Sammlung Legena aurea von Jacobus de Voragine op, erfreuten sich grösster Beliebtheit.

Für Klaus gehörten die Heiligen selbstredend zur Mitte seines Rades und Gottesbildes, zum Zentrum aller Realität, der ungeteilten Gottheit, von wo diese ein- und ausgeht und worin sich alle Heiligen erfreuen (siehe Blog vom 6. März 2017).

Das Hochfest Allerheiligen erinnert uns jährlich am 1. November daran, dass uns Unzählige vorausgegangen sind zum Vater und noch immer wohlwollend in Verbindung zu dieser Welt stehen.

Eines fällt nun auf, wenn man gängige Heiligenlisten und -Litaneien durchgeht: die kleinste Gruppe ist jene der Ehepaare. Und abgesehen von Joachim und Anna, die den apokryphen Quellen entnommenen Namen der Eltern Mariens, identifiziert man unter den wenigen praktisch nur adelige Paare. «Normale» Eheleute findet man fast ausschliesslich auf Martyrerlisten im Kontext systematischer Christenverfolgungen.

Dass es kaum heilige Paare mit eigenständigem Profil gibt, liegt vor allem schlicht daran, dass solche «normalen Heiligen» meist keine öffentlichen Persönlichkeiten waren und damit auch keine Lobby hatten, die eine Verehrung betrieben oder gar Bemühungen um eine kultische Verehrung unternommen hätten.

Aber der Himmel ist weit geräumiger als es die offiziellen Listen vermuten liessen. Klaus ist hierfür das beste Beispiel, wurde er doch schon zu Lebzeiten als Heiliger verehrt, wenngleich die offizielle Heiligsprechung 460 Jahre auf sich warten liess. Und Dorothee? Von ihr weiss man, Gott sei’s geklagt, nicht mal Todesdatum und Grabort. Soll sie deshalb weniger heilig sein?

Im geräumigen, bunten, weltumspannenden Himmel jubilieren viele unbekannte Eltern- oder Grosselternpaare und sorgen sich noch immer um ihre Liebsten hienieden. Heiliggesprochen werden die nie. Brauchen die auch nicht.

Etwas bekannter sind unsere beiden Eheleute. Das eindrückliche Lebenszeugnis vom bekräftigten Ja zwischen Klaus von Flüe und Dorothee Wyss im Angesicht Gottes vermag grad in unseren Zeiten einen starken Halt vermitteln.

P. Peter Spichtig op

Fra Angelico op (ca. 1386–1455), Christus mit Heiligen, Predella (Ausschnitt) des Altars in der Dominikanerkirche in Fiesole. (Foto: Wikipedia)
1. November 2017 | 00:17
von Bruder Klaus und Gefährten
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