Konzilsblogteam

Katakombenpakt – das 14. Schema des Konzils

Heute vor 50 Jahren trafen sich in den Domitilla-Katakomben ausserhalb Roms 40 Bischöfe aus der ganzen Welt. Die doppelte Platzierung hat es in sich: ausserhalb Roms und im Untergrund. Es war aber keine Protestgruppe des Konzils, die sich hier unter dem Motto «Kirche der Armen» traf, es war eine Gruppe von Bischöfen, welche die Anliegen und Diskussionen des Konzils sehr bewusst auch aus der Sicht der Armen zu verstehen versuchten. Das Konzil nicht vom Zentrum her lesen, sondern von den Rändern der Welt her, von den Orten, wo das Leben der Menschen am meisten bedroht ist, dies war und ist das Proprium dieser Gruppe.
Dabei fühlten sich die Bischöfe vom Impuls Johannes XXIII. bewegt, der vor der Eröffnung des Konzils das Leitwort ‹Kirche der Armen› formuliert hatte. Jetzt, wo das Konzil auf sein Ende zuging, sollte dieses Leitwort von Johannes XXIII. noch einmal und mit grosser Wirkung Frucht tragen.
Im Katakombenpakt versprachen die Bischöfe, «dass sie nach ihrer Rückkehr vom Konzil (…) etwas Grundsätzliches in ihrem Leben und bei ihrer kirchlichen Tätigkeit ändern wollten (…) einen Pakt mit den Armen (…) schliessen». Diese ‹Option für die Armen› sollte die Kirche weltweit prägen. Frühe und wichtige Früchte waren die Theologie der Befreiung und die lateinamerikanische Bischofsversammlung von Medellin (1968), «die zu einem neuen Pfingsten für die Lateinamerikanische Kirche wurde.» (Norbert Arntz)
Luigi Betazzi, der zu Beginn der zweiten Sitzungsperiode des Konzils zum Bischof geweiht wurde, ordnete den Katakombenpakt so ein. «Das Dokument wurde in Anlehnung an das sogenannte Schema 13 im Scherz ‹Schema 14› genannt.» Dieses Schema wurde nie vom Konzil beschlossen, wohl aber in der nachkonziliaren Kirche oft bezeugt.
(ab; Der doppelte Bruch. Das umkämpfte Erbe des Zweiten Vatikanischen Konzils. Ein Werkbuch, hg. vom Institut für Theologie und Politik, Münster, ITP-Kompass, 2011, ISBN: 978-3-9813562-0-5)

16. November 2015 | 00:08
von Konzilsblogteam
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