Judenfreundlich oder judenfeindlich?
Es gibt Bemühungen, mir zu verbieten, mich hier zum Thema Israel zu äussern, weil ich «Antisemit» sei. So habe ich mal gegoogelt, was das überhaupt sei, «Antisemitismus». In Wikipedia lese ich: «Als Antisemitismus werden heute alle Formen von Judenhass, pauschaler Judenfeindschaft, Judenfeindlichkeit oder Judenverfolgung bezeichnet.»
Ich fühle mich von dieser Definition überhaupt nicht angesprochen. Ja, in meinen fast 60 Jahren als Journalist habe ich etliches geschrieben, das eindeutig judenFREUNDLICH ist. Zwei Beispiele:
- Ich war mit Clemens Thoma befreundet, der die in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts in der Schweiz (Uni Luzern) gewirkt hat und damals in unserem Land wohl der bedeutendste christliche Judaist war. Wie oft habe ich über seine Publikationen und Vorträge geschrieben!
- Ernst Ludwig Ehrlich, ein Basler Jude und Pionier des christlich-jüdischen Dialogs, habe ich u.a. an vielen deutschen Katholikentagen getroffen, wo er Referate hielt, über die ich jedes Mal berichtet habe. Und jedes Mal, wenn er mich sah, war er mir dankbar dafür.
Frage an jene, die mir Antisemitismus vorwerfen: Was habt ihr zum Verständnis zwischen Juden und Christen getan? Ich erwarte Antworten.
Israel-Gegner?
Nochmals: Auf diesem Hintergrund protestiere ich dagegen, dass meine Kritik am heute real existierenden (und existenzberechtigten!!!) Staat Israel als antisemitisch abqualifiziert wird.
Und nun zum Interview, das letztes Wochenende in verschiedenen Schweizer Zeitungen mit der Schweizer UNO-Botschafterin Pascal Baeriswyl erschien. Frage: «Was sagen Sie zur Kritik, die Schweiz beuge sich in der UNO vor dem zahlenmässig grossen Lager der Israel-Gegner?» Pascal Baeriswyl: «Unsere Haltung im Nahostkonflikt beruht auf langjährigen humanitär und völkerrechtlich abgestützten Positionen. Wie die allermeisten Länder der Welt unterstützen wir eine Zweistaatenlösung.» Dazu nur Folgendes:
- Der UNO-Menschenrechtsrat (früher -Kommission) hat tatsächlich schon öfter Israel wegen Menschenrechtsverletzungen verurteilt. Er tat dies nicht willkürlich, sondern nach seriöser Diskussion. Zwischenbemerkung: Ich war Mitbegründer und langjähriges Vorstandsmitglied von «Franciscans International», der interfranziskanischen NGO bei der UNO. In dieser Eigenschaft war ich an mehreren Sitzungen des Rates als Gast anwesend. Die Ernsthaftigkeit der Diskussion haben mich beeindruckt.
Die Zweistaatenlösung» ist immer mehr bedroht durch die über 600 000 jüdischen Siedler, die völkerrechtswidrig (!) weite Teile – vor allem auch die besten – der Westbank und Ost-Jerusalem für sich beanspruchen. Nur noch Optimisten hoffen auf die Zweistaatenlösung. Die Alternative: «ewige Besetzung» oder ein gemeinsamer Staat, der seinen «jüdischen» Charakter weitgehend verloren hat …. Will dies unsere Israel-Lobby wirklich?
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Fridolin Eisenring sagt:
Als Heiliglandreisender habe ich schon oft mit Leuten vor Ort über den Palästinakonflikt gesprochen. In der Tat gibt es Palästinenser, welche Israel ins Meer werfen wollen. Ich habe immer die Meinung vertreten, dass das Existenzrecht Israels unabdingbar ist. Einzelne Massnahmen, wie die illeglen Siedlungen im Westjordanland, kann man durchaus kritisieren ohne Antisemit zu sein.