Konzilsblogteam

In letzter Minute

Um das Konzilsende kommt es nochmals zu Auseinandersetzungen ums Detail. Kardinal Ernesto Ruffini interveniert per Brief an den Papst kurz vor Ende des Konzils, weil er Anstoss nimmt an der Formulierung in AG 2, die den Vater als ursprungslosen Ursprung bezeichnet, «aus dem der Sohn gezeugt wird und der Heilige Geist durch den Sohn hervorgeht». Ruffini hätte wohl lieber das lateinische «Filioque» dort gelesen.
Yves Congar schlägt vor, man könne ergänzen: «ex unica spiratione» (Co 2,504f), doch schlussendlich heisst es, der Papst habe eine Veränderung des schon abgestimmten Textes als unnötig erklärt, weil der Text hinreichend klar sei (vgl. Co 2,512).
Schlimmer noch: im definitiven Text der Offenbarungskonstitution (DV 7) wird am Vorabend des Konzilsabschlusses eine Manipulation entdeckt: statt «communicantes» steht «communicans», womit der Sinn der Aussage verändert wurde. Die Frage ist, ob die Mitteilung göttlicher Gaben Jesus Christus oder den Aposteln zugeordnet wird. Die Kommission habe, so Congar, auch den Traditionsprozess durch die Apostel in der Kirche dezidiert nicht als erkenntnisbezogene Mitteilung von Lehren, sondern als wirklichkeitsbezogene Mitteilung von Gaben verstehen wollen. Diese Sinnspitze sei jetzt gebrochen (vgl. Co 2,514).
Der eingelegte Protest hatte Erfolg: im publizierten Konzilstext steht wieder «communicantes».
An den unschönen Versuchen, abgestimmte Konzilstexte noch in letzter Minute umzubiegen, zeichnet sich ab, dass der Abschluss des Konzils die Opposition gegen Konzilsentscheidungen nicht beenden würde.
(emf)

9. Dezember 2015 | 00:01
von Konzilsblogteam
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