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Hans Urs von Balthasar – der grosse Abwesende am Konzil

Einer, der mit seinen Schriften und mit seiner Brückenfunktion zwischen der französischen und deutschen Theologie wesentliche Vorarbeiten für das Konzil geleistet hatte, war am Konzil selbst der grosse Abwesende: der Luzerner Hans Urs von Balthasar (1905–1988). Bischof Peter Henrici, ein Cousin Balthasars, fasste dessen Rolle prägnant zusammen. «Die Rezeption des Zweiten Vatikanischen Konzils begann in der Schweiz schon Jahre vor der Konzilsankündigung, nicht zuletzt angestossen durch Hans Urs von Balthasar.» Das Kollektivwerk «Fragen der Theologie heute», geplant von Churer Professoren, und das noch vor dem Konzil geplante mehrbändige Handbuch «Mysterium Salutis» legen davon Zeugnis ab. Balthasar erachtete nach der Konzilsankündigung die ökumenische Frage als die absolut zentrale. Mit der Vermittlung der französischen «théologie nouvelle» und der Broschüre «Schleifung der Bastionen» (1952) bereitete Balthasar das Konzil vor und setzte sich für eine Kirche ein, die sich nicht vor der Welt verschanzt. Als bedeutsam schätzte er den Beitrag der Laien ein, die ihren Beruf weiter ausüben, aber in der Höchstform die evangelischen Gelübde leben sollen, was Balthasar in der Johannes-Gemeinschaft zu verwirklichen suchte.
Balthasar war weder Theologieprofessor, noch Berater eines Bischofs (der nach dem Ordensaustritt einige Jahre keinem Bischof unterstellte Balthasar wurde auf Druck von Zürcher Freunden schliesslich vom Churer Bischof inkardiniert) und wurde anfänglich in Rom nicht gut gelitten, so dass eine Konzilsteilnahme nicht zustande kam, was ihm mehr Freiraum zum Publizieren bot.
Seine Konzilsrezeption war schliesslich die Abwehr mancher Konzilsrezeption, wo er sich über das seiner Meinung nach manchmal zu grosse «Reinemachen» auch ärgern konnte. Ihm fehlte oftmals bei den Kehren die Bekehrung, die er im Höchstfall als Christ im Rätestand gewährleistet sah. Er blieb seinen ekklesiologischen Leitlinien treu, mass auch die Konzilsrezeption daran und äusserte sich ab und zu auch polemisch über Rezeptionen, die seiner Meinung nach nicht im Sinne des Konzils waren.
(ufw; Peter Henrici: Hans Urs von Balthasar und das Zweite Vatikanische Konzil, in: Ders.: Hans Urs von Balthasar. Aspekte seiner Sendung. Freiburg 2008, 103–119.)

11. März 2015 | 00:10
von Konzilsblogteam
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