Sibylle Hardegger

Gut Ding will Weile haben

Wie berichtet bin ich am Sonntagabend mit 3 Std Verspätung in Abisko angekommen. Abisko, das liegt nahe der norwegischen Grenze auf dem 68 Breitengrad, also weit über dem Polarkreis. Abisko war vor einigen Jahren noch gänzlich unbekannt. Solange nämlich bis sich ein findiger Geschäftsmann fand, der es verstand den Nordlicht Tourismus anzukubeln. Auf Grund seiner geografischen Lage ist Abisko oft wolkenfrei und gibt die Sicht frei auf den Sternenhimmel und das Nordlicht. Genau deshalb bin auch ich dahin gereist. In Abisko angekommen, war es natürlich schon dunkel und ich wusste überhaupt nicht wie die Umgebung aussah. Zum Glück lag mein Hotel nur wenige Schritte vom Bahnhof – was eigentlich zuviel gesagt ist, eher Stationshütte – entfernt. Die Wetteraussichten waren trüb für die kommenden Tage. Nicht einmal den nahegelegenen See konnte man am anderen Morgen erkennen. Nichts desto trotz unternahm ich einen kleinen Spaziergang – trotz der 25 Minusgrade. Den Rest des Tages verbrachte ich vor dem Kamin mit einem Buch. Wiederum hört man kaum Schwedisch im Hotel. Die Leute kommen aus Singapur, China, Spanien, England … und ein Team des ARD aus Stockholm, doch dazu später. Mein erster Tag in Abisko war unaufgeregt. Anders gings am zweiten Tag weiter. Die Wetterprogrosen zeigten Aufhellungen für die Nacht. Da gibt es also Hoffnung, das Nordlicht zu sehen. Aber ein Blick aus dem Fenster liess mich wieder zweifeln. Auf meinem Handy zeigte die Wetterprognose immer: Meist wolkenlos, aber ein Blick nach draussen: Nebel. Langsam fragte ich mich, ob es noch ein zweites Abisko gibt in Schweden.
Nachdem Abendessen hiess es Kleider schichten. Lange Unterwäsche (Merino Wolle), 2 Paar Socken, Rollkragenpulli, Norwegerpulli, Skihose, Dauenjacke, zwei Paar Handschuhe, Schal, Fellmütze. Das sollte reichen für die nächtliche Exkursion. Bei Treffpunkt angelangt, empfängt mich der Guide und sagt mir, dass uns ein Filmteam vom ARD begleiten werde. Sie machen eine Senden (Weltspiegel) über Abisko. Ob das auch okay sei für mich, fragte er. Ja klar! So können mich meine Freunde und Bekannten am 15.2. um 19.20 h im ARD auf die nächtliche Tour begleiten. 
Zum grossen Übel muss ich über alle meine Klamotten noch einen Overall anziehen. Komme mir vor wie ein Michelinmännchen!!
Dann gehts los. Eine Viertelstunde wandern wir durch die Nacht und kommen zu einem Camp, das unser Guide mit Kerzen beleuchtet hat. Immer wieder macht er uns aufmerksam, dass der Himmel aufklart und wir das Nordlicht sehen werden. Zunächst sind wir skeptisch, aber mit jedem Stern der aufgeht, steigt die Spannung. Die 25 Minusgrade ertragen wir stoisch. Ich kann mich vor Wärme (oder Kleider?) kaum mehr bewegen. Cassiopeia, Orion, Jupiter alles sehen wir und dann plötzlich beginnt das Nordlicht über unseren Köpfen zu tanzen. Es ist eine unglaublich magische Stimmung. Der Produzent von ARD ruft seinem Kameramann zu: Film alles, was du kriegen kannst! Und dasselbe tue ich. Es sind unglaubliche Minuten und dann auf einmal ist alles vorbei. Welches Glück wir hatten! Die lange Reise hat sich gelohnt. Und wie beim letzten Mal weiss ich, dass ich wieder komme. Das Nordlicht einmal sehen und es lässt einem nicht mehr los.

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4. Februar 2015 | 19:46
von Sibylle Hardegger
Lesezeit: ca. 2 Min.
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