Tropischer Strand in Mararikulam, Kerala © GFX 2015
George Francis Xavier

Going back to the roots

In diesen Tagen hat dieses Lied für mich eine ganz persönliche und auch tiefe Bedeutung. Es ist mir zum Singen und Tanzen zu diesem Lied «Going back to the roots» (Zurück zu den Wurzeln) von Lamont Dozier.

Zippin’ up my boots
Goin’ back to my roots, yeah

To the place of my birth
Back down to earth

I’ve been standing in the rain
Drenched and soaked with pain

Tired of short term benefits
And being exposed to the elements
I’m homeward bound
Got my head turned around

Zippin’ up my boots
Goin’ back to my roots, yeah.

Warum gerade jetzt? Bald beginnen für mich die Ferien in meiner Heimat. Nach drei Jahren wird es ein Wiedersehen mit meinen Eltern und Geschwistern geben. Und dies im südlichsten Teil von Indien.

Dieses wunderschöne Land, Kerala, wird zu Recht als das «Land Gottes» (God’s own country) bezeichn

Tropischer Strand in Mararikulam, Kerala © GFX 2015

et, da es von üppigen grünen Landschaften und kristallklaren Stränden umgeben ist, die uns ob dieser Schönheiten in Staunen versetzen. Meer, Sand und Sonne sind die Geschenke Gottes, die Kerala zum Land mit den schönsten Stränden der Welt machen. Gesegnet mit natürlicher Schönheit und ökologischer Vielfalt, hat Kerala allen Menschen viel anzubieten. Die Backwaters von Kerala sind ein Labyrinth von Lagunen, durchzogen von Flüssen, flachen Teichen und Kanälen.

Kokosnussbäume entlang der Backwaters von Kerala, Indien © GFX 2015

Ich bin dort aufgewachsen und verbrachte meine Studienjahre und die Ausbildungszeit bei den Kapuzinern in Kerala. Dann folgte die Trennung von meinem Heimatstaat, und ich verbrachte meine Zeit in der Mission und nachher in der Schweiz als Kapuziner, im Rahmen eines Zweitstudiums und im Kirchendienst.

Ich freue mich auf die Reise in meine Heimat. Allerdings wird es für mich eine neue Erfahrung sein. Ich werde ein Land sehen, wie ich es noch nie erlebt habe. Starke Regen haben innerhalb von drei Wochen andauernde Schäden an Leben und Eigentum verursacht. Es ist seit der Flut von 1924 das schlimmste Ereignis. Insgesamt sind über 200 Menschen im Kerala-Monsum gestorben, und es gab 211 Erdrutsche, wie Regierungsdaten zeigen. 38 Dämme mussten wegen des Wasserstandes in der Nähe der maximalen Kapazität geöffnet werden. Die betroffenen Menschen wurden in verschiedenen Lagern in 14 Distrikten untergebracht.

Überschwemmungen in Thiruvananthapuram, Kerala © Jeevan 2018

Onam ist das grösste und wichtigste Festival des Staates Kerala. Es ist ein Erntedankfest und wird von den Menschen aller Religionen mit Freude und Begeisterung im ganzen Land gefeiert. Nun bleibt diese Feier abgesagt. Auch die bedeutendste Pilgerzeit zum Sabarimala Tempel ist betroffen. Alles ist im Stillstand, es finden keine Feiern oder Wallfahrten statt und touristische Programme werden gestoppt.

Mein Heimkommen in dieser Situation wird bedeuten, diese Realität des menschlichen Leidens mit den Betroffenen zu teilen. Die letzte derartige Naturkatastrophe fand noch vor der Geburt meiner Eltern statt. Die derzeitige Erfahrung ist daher für die Betroffenen neu. Die Menschen aller Religionen, Kasten und sozialen Status, reich und arm, haben gemeinsam mit der Staatsregierung beschlossen, zusammenzustehen um diese Katastrophe gemeinsam zu überwinden. Auch ich werde während meiner Ferienzeit zu Hause meine Familie, Verwandten und Bekannten in dieser schwierigen Situation unterstützen. Es wird eine Zeit des grossen Lernens für mich sein.

Als ich den Film über Papst Franziskus von Wim Wenders sah, fühlte ich mich den leidenden Menschen sehr nahe, die der Papst besuchte, sei es anlässlich von Naturkatastrophen, im Krieg oder in Zeiten des Hungers. Einer meiner Kollegen frage mich: «Gibt es wirklich so viel Leiden auf dieser Welt? Oder wurde das nur für diesen Film so gespielt?». Ich werde die Bequemlichkeiten und das behütete Leben in der Schweiz verlassen, um echtes Leid in den Augen meiner eigenen Brüder und Schwestern zu sehen.

Nun fühle ich nicht mehr zum Tanzen, sondern mit ernster Überlegung zu singen:

Zippin’ up my boots
Goin’ back to my roots, yeah

To the place of my birth
Back down to earth

I’ve been standing in the rain
Drenched and soaked with pain

Tired of short term benefits
And being exposed to the elements
I’m homeward bound
Got my head turned around

Zippin’ up my boots
Goin’ back to my roots, yeah

Und er sprach: «Geh hin und sieh, ob’s gut steht um deine Brüder und um das Vieh, und sage mir dann, wie sich’s verhält. Und er sandte ihn aus dem Tal von Hebron, und er kam nach Sichem (Gen 37:14).

 

Bildquellen

  • Tropischer Strand in Mararikulam, Kerala © GFX 2015: Bildrechte beim Autor
  • Kokosnussbäume entlang der Backwaters von Kerala, Indien © GFX 2015: Bildrechte beim Autor
  • Überschwemmungen in Thiruvananthapuram, Kerala © Jeevan 2018: Von meinem Kolleg Jeevan aus Kerala
Tropischer Strand in Mararikulam, Kerala © GFX 2015
16. August 2018 | 23:37
von George Francis Xavier
Lesezeit: ca. 3 Min.
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