Anna Di Paolo

Gestickte Gebete – zum Frauentag vom 8. März 2017

Meine Mutter begann vor einigen Jahren, während der ersten schweren Krankheit unseres Vaters, am Spitalbett zu sticken.

Tag für Tag, Stunde für Stunde verarbeitete sie Wollreste aus einer langen Zeit des Zusammenlebens.

Sie verarbeitete Wolle, Emotionen, Hoffnungen und Ängste auf ein Stück Stoff.

Mehrere Jahre arbeitete sie am ersten Kissen, wie sie die Stickerei zu nennen begann. Später entschloss sie sich für jedes ihrer vier Kinder je ein Kissen zu sticken. Für jedes hatte sie ungefähr ein Jahr gebraucht.

Für mich sind es Meditationen einer Mutterliebe, Stich für Stich für Stich für Stich…

Dies war mein Beitrag für den Adventskalender auf kathbern.ch 2016. Der Kalender wurde von Frauen für Frauen gestaltet. Gleich nach der Anfrage von kathbern.ch war mir klar, dass ich etwas mit meiner Mutter machen wollte. Sie ist mit Sicherheit die wichtigste Frau in meinem Leben, gleich nach meinen beiden wundervollen Töchtern und meinen unglaublichen Schwestern.

Mein Frau-Sein definierte ich in erster Linie durch die weiblichen Vorbilder in meiner – bekanntermassen – weitläufigen Familie. Es gab unter ihnen Künstlerlinnen, taffe Geschäftsfrauen, Einzelgängerinnen, Casalinghe (Hausfrauen) und allesamt waren sie (und sind es noch!) grossartige Kämpferinnen. Die einen leiser, die anderen lauter – vielleicht.

Und als die Zeit kam, machten sie allesamt Gebrauch von ihrem Recht zu wählen, ihrem Recht abzustimmen. Sie dachten alle, es wäre geschafft. Und heute? – Wir bleiben dran!

Bildquellen

  • Gestickte Gebete | Martha Broggi – Hutter 2010 | Foto A. Di Paolo-Broggi: Bildrechte beim Autor
Gestickte Gebete | Martha Broggi – Hutter 2010 |
7. März 2017 | 22:11
von Anna Di Paolo
Lesezeit: ca. 1 Min.
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