Bruder Klaus und Gefährten

Entscheidende Weichenstellung für das Stanser Verkommnis

Das Stanser Verkommnis von 1481 ist untrennbar mit dem 22. Dezember als dem entscheidenen Tag der Verabschiedung verknüpft. Kaum bekannt ist demgegenüber der 30. November (1481), an dem den acht Alten Orten der Eidgenossenschaft der entscheidende Durchbruch in den schwierigen und langjährigen Verhandlungen gelang.

Zwei statt nur einen Vertrag

Als sich die eidgenössischen Orte über die zukünftige Gestaltung ihrer Bündnisse zerstritten, standen ihnen grundsätzlich drei Optionen offen: Der Rechtsweg, da die Länderorte Luzern wegen ihres Burgrechts mit Bern, Zürich und neu mit Freiburg und mit Solothurn verklagten, der militärische Weg, wie im Alten Zürichkrieg, oder eine politische Lösung. Als aussichtsreichste Option wurde bereits anfangs 1478 der politische Weg betrachtet, allerdings verlangten die drei Städte Zürich, Bern und Luzern als Preis für die Auflösung des Städtebundes die Aufnahme von Solothurn und Freiburg in den Bund der Eidgenossen. Nach vier zähen Verhandlungsjahren und acht (!) Vertragsentwürfen kam im Sommer 1481 Bewegung in die Angelegenheit. Der entscheidende Anstoss kam von Luzern, das den Bernern im Sommer 1481 immer drängender mitteilte, dass man den Streit mit den übrigen Waldstätten beenden wolle.

Auf Vermittlung von Glarus und Zug zeichnete sich ab Spätherbst 1481 eine Lösung ab, indem erstmals nicht ein Vertrag, sondern zwei vorbereitet wurden: Einerseits ein Bündnisvertrag der acht (alten) Orte, andererseits ein separates Bündnis mit Freiburg und Solothurn. Die zwei entsprechenden Vertragsentwürfe wurden am 30. November 1481 bereits bereinigt und sollten am 18. Dezember 1481 anlässlich einer weiteren Tagsatzung in Stans definitiv verabschiedet werden.

Während für die Dezember-Tagsatzung der Bündnisvertrag (= «Verkommnis») unbestritten war, beantragten sowohl die Länderorte wie Freiburg und Solothurn für den separaten Anschluss-Vertrag je Nachbesserungen in ihrem Sinne. Es kam erneut zum Streit, und die Tagsatzung, die nebst diesem einen Thema viele weitere Tagungspunkte besprach und einvernehmlich regelte, wurde nach vier Tagen, also am 21. Dezember 1481, abgebrochen. Doch diese Geschichte wird im Bruderklausenblog zu gegebener Zeit zu behandeln sein.

Roland Gröbli

 

Literaturhinweis

Ernst Walder (1994): Das Stanser Verkommnis. Ein Kapitel eidgenössischer Geschichte neu untersucht: Die Entstehung des Verkommnisses von Stans in den Jahren 1477 bis 1481. Stans.

Roland Gröbli (2017), Der erste Mediator der Schweiz – und weit mehr, Vortrag am Internationalen Tag der Mediation vom 18. Juni 2017 in der Kaserne SWISSINT in Stans auf Einladung der Schweizer Kammer für Wirtschaftsmediation (SKWM), Sektion Zentralschweiz. Der Vortrag kann als PDF heruntergeladen werden von www.skwm.ch/index-de.php?frameset=43.

Blick auf den Stanser Dorfplatz (erbaut nach 1713) auf einer Postkarte von 1909. (Quelle: www.ak-ansichtskarten.de)
24. November 2017 | 06:21
von Bruder Klaus und Gefährten
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