Markus Baumgartner

Eine starke Frau

Die Gründerin der katholischen Fokolarbewegung Chiara Lubich wäre nun 100 Jahre alt. Die Fokolarbewegung hat weltweit 140’000 Mitglieder. Sie stehen für Aufbruch und auch für Rückbesinnung. Und sie reden viel vom Feuer, Einheit, Geschwisterlichkeit und sich dort einzusetzen, wo Gott und die Religion nicht hinzukommen scheinen. Dafür brannte Chiara Lubich. Die Italienerin gilt als eine der grossen spirituellen Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts.

Der «Spiegel» nannte sie «die wohl mächtigste Frau in der katholischen Kirche»: Chiara Lubich. Die Italienerin hat mit der Fokolare die heute am weitesten verbreitete religiöse Laienbewegung gegründet. Nun wäre Chiara Lubich 100 Jahre alt geworden. Ihr Weg begann als Reaktion auf den Schrecken des Krieges: 1943 erschüttern Bomben Trient, die Stadt in Norditalien. Tausende Menschen fliehen, auch die Familie Lubich. Doch Chiara bleibt. Sie erhält einen Ruf von Gott: «Schenk dich mich mir ganz», wie sie in einem Interview in RaiTre sagte.

«Alle sollen eins sein»

23 Jahre jung ist die tiefgläubige Volksschullehrerin. Dann studierte sie Philosophie. Doch bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs musste sie ihre Ausbildung abbrechen. Mit Freundinnen bezieht sie eine kleine Wohnung. Die Frauen setzen auf praktizierte Nächstenliebe: Das erste «Fokolar» entsteht, das sich auf die Licht spendende Feuerstelle bezieht, die in Italien einst den Mittelpunkt einer Wohngemeinschaft bildete. Chiara Lubich forderte alle auf, Gott, den sie als Liebe verstand, zum Mittelpunkt ihres Lebens zu machen. Getreu einem Satz aus dem Johannes-Evangelium: «Alle sollen eins sein.» Am 7. Dezember 1943 legt Lubich das ewige Gelübde der Keuschheit ab. Dieses Datum gilt als Beginn der Fokolar-Bewegung. An deren Spitze steht laut Statut immer eine Frau. 

140’000 Mitglieder

Und so heissen die längst päpstlich anerkannten Fokolare kirchenrechtlich «Werk Mariens». Aktiv sind sie heute in 182 Ländern und zählen rund 140’000 Mitglieder. Zugehörig fühlten sich der Organisation bis zu zwei Millionen Menschen. Lubich starb am 14. März 2008 mit 88 Jahren in Rocca di Papa bei Rom. Papst Benedikt XVI. gedachte ihrer als einer «Botin der Hoffnung und des Friedens». Geehrt worden war Lubich auch zu Lebzeiten: etwa mit dem Menschenrechtspreis des Europarats, dem Unesco-Friedenspreis und dem Templeton-Preis, dem «Nobelpreis der Theologie». Aus Anlass ihres 100. Geburtstag lädt die Gemeinschaft in vielen Ländern der Welt zu Begegnungen und Veranstaltungen ein, unter anderem in ihrem Schulungs- und Begegnungszentrum in Baar ZG.

Bild zVg
17. Februar 2020 | 21:43
von Markus Baumgartner
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