Palmsonntag im Kloster Wesemlin, Luzern © Walter Ludin
Walter Ludin

Eine Kirche ohne Eucharistie?

Unvorstellbar: Kurz nach ihrem Erscheinen verschwanden Teile des Neuen Testaments spurlos. Nämlich: die Evangelien nach Markus, Matthäus und Lukas sowie der 1. Korintherbrief.  Nur hier wird über das Abendmahl Jesu berichtet, mit der Aufforderung «Tut dies zu meinem Gedächtnis.» Gut möglich, dass mit dem Verschwinden der Berichte auch die Sache verschwunden wäre, die Feier der Eucharistie.

Seltene Messen
Ein Zeitsprung: Heutzutage verschwindet die regelmässige sonntägliche Messfeier allmählich, still und leise aus dem Leben unserer Pfarreien. Beispiele gefällig?

  • Immer öfter höre ich auf meinen Sonntagsaushilfen: «Bitte haben Sie Geduld mit den Ministranten. Sie sind etwas unsicher, weil wir nur noch selten Messe feiern.» Und dies in Pfarreien, in denen ich vor 30, 40 Jahren jeweils am Sonntag zwei, drei Messen zelebrierte.
  • Vor drei Jahren war ich in einem Aargauer Pastoralraum mit etlichen Pfarreien. Es war März und in einer von ihnen fragte ich, wann die nächste Sonntagsmesse wäre. «Voraussichtlich im Mai …»

Fusswaschung
Und seltsam: Im Evangelium nach Johannes ist nichts zu lesen vom Auftrag Jesu, das Abendmahl (die «Messe») in Erinnerung an ihn zu feiern. Dafür berichtet dieser Evangelist von der Fusswaschung Jesu – und damit dem Auftrag, einander auch «niedrige» Dienste zu erweisen.

Kommen wir zum Anfang zurück: Wenn die erwähnten biblischen Texte mit der «Einsetzung des Abendmahls» verschwunden wären, aber der Auftrag des Dienens durch Johannes weiterhin gegeben wäre: Was bedeutete dies für die Praxis der Pfarreien? Wären dann die sonntäglichen Zusammenkünfte durch «Sozialarbeit» geprägt?

Drei Elemente
Lassen wir die Spekulationen! Und erinnern wir uns an den Grundsatz der Pastoraltheologie, wonach es drei kirchliche «Grundfunktionen» gibt: Verkündigung, Liturgie und Diakonie. Sie sind gleichwertig. Wenigstens theoretisch! Doch nicht nur Experten der Caritas bedauern, dass die dritte – der Dienst am Menschen – vielfach in den Hintergrund gedrängt wird. Der Blick ins Johannes-Evangelium lädt zu einer Korrektur ein.

Palmsonntag im Kloster Wesemlin, Luzern © Walter Ludin
30. März 2021 | 17:04
von Walter Ludin
Lesezeit: ca. 1 Min.
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2 Gedanken zu „Eine Kirche ohne Eucharistie?

  • Karin Reinmüller sagt:

    Interessantes Thema, allerdings kannte die Gemeinde, für die das Johannes-Evangelium geschrieben wurde, klar die Eucharistie (bzw. eine Mahlfeier), auch wenn kein Einsetzungsbericht darin vorkommt. Das Evangelium enthält zahlreiche andere Referenzen auf diese Mahlfeier, am prominentesten wohl mit Wort “Ich bin das Brot des Lebens”, eine von sieben zentralen ich-bin-Aussagen Jesu.
    Aber: Es gibt eine andere neutestamentliche Gemeinde, die vermutlich tatsächlich keine Mahlfeier kannte, nämlich die des Hebräerbriefs! Die zeigt schon in biblischen Zeiten, dass christliches Leben ohne Eucharistie (oder zumindest: ohne dass die Eucharistie eine wesentlich Bedeutung hat) möglich ist. Ebenso, wie das heute in vielen protestantischen (Frei-)Kirchen der Fall ist, in denen das Abendmahl im Vergleich zu anderen Glaubensvollzügen eine Randerscheinung ist.

  • Hansjörg sagt:

    Wenn ich mir das Bild zum obigen Text anschaue, sehe ich eine grosse Anzahl Frauen (13) die am Gottesdienst teilnehmen. Dem gegenüber stehen nur 2 Männer.
    Die Frauen dürfen teilnehmen und beten, sind aber nicht gleichberechtigte und gleichwertige Menschen in der kath. Kirche. Sie dürfen nicht als Priesterinnen vorne stehen.

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