Konzilsblogteam

Eine Geste gegen die Verletzung der Freiheit des Konzils

Der tragischste Tag des Konzils spiegelt sich auch in den Briefen Dom Helder Camaras wieder. Er nennt ihn den härtesten Tag des Konzils (vgl. CaLe 2,1083). Er bringt das Problem so auf den Punkt: Der Papst könne durchaus die Frage der Geburtenregelung von der Tagesordnung nehmen. Er könne aber nicht – jedenfalls nicht ohne die bald zu verabschiedende Erklärung über die Religionsfreiheit mit Füssen zu treten – den Konzilsvätern auferlegen, etwas als eine Entscheidung des Konzils darzustellen, was eigentlich eine Entscheidung des Papstes ist (vgl. CaLe 2,1084).
Der sanfte Dom Helder Camara ist in der betreffenden Kommissionssitzung vom 25. November 1965 erstaunt, dass die Kommission die Zumutung nicht einfach zurückweist. Als es zu Abstimmungen kommt, legt er den Stimmzettel leer ein und schreibt zwei Briefe. Denen einen richtet er an Kardinal Ottaviani, um ihm mitzuteilen, dass er nach Amsterdam abreisen müsse. Im anderen gibt er eine Erklärung zu seinem leeren Stimmzettel ab: Er werde dem Heiligen Vater gehorchen. Doch dieser möge seine Verantwortlichkeit direkt und persönlich übernehmen. Zugleich verwahre er, Camara, sich gegen den Druck, der auf die Kommission und das Konzil ausgeübt werde.
Dann steht er auf, gibt die beiden Briefe an den Vorsitzenden und geht hinaus: «Fast 300 Augen folgten mir. … Ich habe diese meine Geste sehr bewusst gelebt und alle Konsequenzen abgesehen und zum Vornherein akzeptiert» (CaLe 2,1086f).
(emf)
 

26. November 2015 | 00:03
von Konzilsblogteam
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