Konzilsblogteam

Ein Exzess an Pomp

Helder Câmara schildert am 4.11.1962 Eindrücke von einem Pontifikalamt, das im ambrosianischen Ritus gehalten wurde, zu Ehren des Papstes, der seinen vierten Jahrestag der Krönung begeht. «Ich war offenen Herzens hingegangen, denn Johannes XXIII. ist ein Mensch, von der Vorsehung gesandt. Doch dann ging ich betrübt wieder nach Hause, so wie nach dem Pontifikalamt bei der Eröffnung.Vom Gesichtspunkt der Einheit der Kirchen und des Eindrucks auf die nichtkatholischen Beobachter aus ist die Wirkung (ich vermute nicht nur: ich habe zu ihnen Kontakt) völlig negativ: ein Exzess an Pomp und fehlende gemeinschaftliche Liturgie. Es beengt mein Herz, das Volk (inklusive Pilger, die von weit her kommen) draussen auf dem Sankt-Peter-Platz stehen zu sehen: die Bischöfe treten ein und die Tore schliessen sich. Drinnen (durch spezielle Eingangstüren und durch sehr erlesene Eintrittskarten) nur das diplomatische Korps und das römische Patriarchat. Die drei päpstlichen Wächter in grosser Uniform (lächerlich, beispielsweise, wenn sie sich beim Segen mit dem rechten Knie niederknien, während sie mit der linken Hand salutieren, weil sie mit der rechten die Lanze halten müssen). Dann stehen sie da, stolz auf ihre Komturkreuze und Verdienstorden, die Ordensritter, Offiziere und Kreuzträger des Hl. Silvester, des Hl. Grabes und des Hl. Gregor des Grossen (ohne vom Malteserorden zu sprechen). Dann kommt der Papst auf der Sedia gestatoria (dem Thronsessel, von vier Männern auf den Schultern getragen), mit einer dreifachen Krone – der Tiara – auf dem Kopf und einer perfekten Renaissance-Szenerie drum herum. Niemand sagte etwas, niemand sang, es sei denn die Monsignori an den Altarstufen und eine Sängerschola.…Bitte verzeiht mir, wenn ich so rede. Ich möchte mich auf keinen Fall, nicht einmal schattenhaft, von der Liebe und dem Geist des Konzils entfernen. Aber es ist die Liebe (zu Gott und zum Nächsten und zum Konzil), die mich bewegt, so zu sprechen.»(Giancarlo Collet; CaCi 22, Übersetzung: Conrad Berning)

4. November 2012 | 00:03
von Konzilsblogteam
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