Konzilsblogteam

Ein alternativer Konzilsabschluss

In vielen durchwachten Nächten machte sich Dom Helder Camara Gedanken über den bevorstehenden Konzilsabschluss. Wie er in seinem Rundschreiben vom 6./7. November 1965 bemerkt, hat Camara in Gedanken mehrmals einen Brief auf Französisch an den Papst geschrieben und auf den Knien darüber meditiert. Nach einem Telefonat mit seinem Freund Mons. Loris Francesco Capovilla (ehemaliger persönlicher Sekretär von Johannes XXIII.) vereinbarte er ein Treffen mit ihm im Vatikan, um ihm den Brief an Paul VI. aushändigen zu können.
Darin schreibt Dom Helder u.a.: «Heiliger Vater, in einem Monat wird voraussichtlich das Konzil abgeschlossen werden. Erlauben Sie ihrem Sohn, durch Ihre Gesten dazu ermutigt, dass ich zu Ihren Händen einige Vorschläge unterbreite, die aus der Liebe zu Gott und der Liebe zu den Menschen erwachsen …
Eines Tages, als Ihre Eminenz Kardinal Montini Ehrengast von Johannes XXIII. war, hatte ich die Freude, Ihnen einige Ideen zum gegebenen Zeitpunkt des Abschlusses des Konzils zu unterbreiten. Alles, was zur damaligen Zeit wie ein unmöglicher Traum erschien, wurde danach vor allem dank Ihrer, Heiliger Vater, durch die Wirklichkeit überholt. Daher mein Vertrauen, Ihnen ein Abschlussprogramm des Vaticanum II vorzuschlagen, ein Projekt, das durch Ihre Hand leicht ‹durchgewinkt› werden kann:
2. Dezember: Vatikanbibliothek – Dialog des Heiligen Vaters mit einer Gruppe von Atheisten, zur Ehre aller, die Hunger und Durst nach Wahrheit haben …
3. Dezember: Pinakothek des Vatikans – Ökumenisches Gebet mit den Hindus …
4. Dezember: Vatikanmuseum – Ökumenisches Gebet mit den Buddhisten …
5. Dezember: In einem Saal, der durch die Figur Abrahams oder der Jungfrau bestimmt wird – alles in Reichweite … Es kann sich eine unvergessliche Begeg­nung ergeben, die dem Heiligen Geist aussergewöhnliche Gelegenheiten bietet.
6. Dezember: In einer alter Synagoge, die zu einer katholischen Kirche wurde, oder in einem Saal, der durch die Gestalt Moses beherrscht wird – ökumenisches Gebet mit den Juden …
7. Dezember: Basilika von Sankt Peter – Biblische Nacht mit den nichtkatholi­schen Beobachtern (mit speziellen Einladungen der Patriarchen und zum Bei­spiel des Erzbischofs von Canterbury)
8. Dezember: Petersplatz – Sie werden die Erlaubnis dazu geben, dass unter Ihrer Autorität und mit Ihnen das Konzil Papst Johannes öffentlich heiligspreche. Warum grössere Wunder als das Konzil selbst und der allgemeine Ruf, wenn ein Heiliger stirbt?! …»
(Giancarlo Collet; vgl. CaLe 2,1006f)

10. Dezember 2015 | 00:01
von Konzilsblogteam
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