Ikone, Kloster Visitation Fribourg
Bettina Flick

Drei Monate hinter Klostermauern

Während meiner Sabbatzeit war ich für drei Monate in einem kontemplativen Kloster in Fribourg und habe mit den Schwestern in der Klausur mitgelebt. Eine Kollegin hat mich interviewt:

Was hat dich motiviert, für drei Monate in ein Schweigekloster zu gehen?

Ich bin immer mal wieder für ein paar Tage der Stille in diesem Kloster und jedes Mal hatte ich das Gefühl, das sei zu kurz! Einmal möchte ich länger eintauchen in die Stille, in den Gebetsrhythmus, in dieses einfache und klare Leben. Ich war auch neugierig, ob ich das überhaupt aushalten werde – drei Monate hinter Klostermauern…

Wird im Schweigekloster wirklich kein Wort gesprochen?

Nein, natürlich nicht. Die Schwestern treffen sich zweimal am Tag zur «Rekreation», zur gemeinsamen Erholung und zum Gespräch. Dann müssen die Arbeiten, die anstehen, besprochen werden. Und an manchen Festtagen haben wir auch beim Mittagessen miteinander geredet. Ich selbst habe zweimal pro Woche an der Rekreationszeit der Schwestern teilgenommen. Oft waren die Erklärungen zu meiner Arbeit im Garten oder beim Putzen die einzigen Worte, die ich während des Tages gesprochen habe ausserhalb der Gebetszeiten.

Wie sah dein Tagesablauf aus?

Um 6.30 Uhr war eine Zeit des stillen Gebetes bis zur Eucharistiefeier mit Laudes um 7.30 Uhr. Nach dem Frühstück und der nächsten Gebetszeit habe ich drei Stunden gearbeitet bis zum Mittagessen um 12.00 Uhr. Danach hatte ich frei bis 13.30 Uhr. Nach einer weiteren Gebetszeit waren wieder zwei Stunden Arbeit angesagt, danach Zeit um etwas zu lesen. Um 17.30 Uhr wurde die Vesper gesungen, anschliessend wieder eine halbe Stunde Zeit für das persönliche Gebet. Nach dem Abendessen hatte ich wieder frei bis zur Komplet um 20.15 Uhr, die den Tag abschliesst. Es waren insgesamt ca. fünf Stunden Gebet und fünf Stunden Arbeit am Tag.

Was hat dich an dieser Lebensform beeindruckt?

Jeder Tag ist in gleicher Weise strukturiert durch die Gebets-, Arbeits- und Essenszeiten. Die Schwestern gehen nie abends aus oder fahren in den Ferien ans Meer. Sie haben ein einfaches und begrenztes Leben gewählt. Und dabei habe ich immer wieder erlebt, wie sie sich an kleinen Dingen freuen können und wie liebevoll sie miteinander umgehen, auch wenn sie alle sehr verschieden sind. Beeindruckt hat mich auch, wie die Schwestern mit Schicksalsschlägen wie einer schweren Krankheit umgehen können ohne zu klagen oder zu verzweifeln. Ihre Reaktion ist: Voll Vertrauen weiterbeten.

Wie hast du das Schweigen erlebt?

Ich habe es nur selten vermisst, nicht mit anderen austauschen zu können. Ganz selten mal sonntags hätte ich mir gewünscht, mit jemandem im Garten sitzen und plaudern zu können. Vielmehr habe ich die einfachen Arbeiten und das Schweigen in vollen Zügen genossen. Tag für Tag neu!

Mit welchen drei Worten würdest du rückblickend diese Zeit im Schweigekloster umschreiben?

Einfachheit, Freude, innere Freiheit.

Der Artikel ist zuerst erschienen im Pfarreiform (Pfarrblat des Bistums St. Gallen) im Regionalteil der Seelsorgeeinheit Magdenau

Bildquellen

  • Ikone, Kloster Visitation Fribourg | © Bettina Flick: Bildrechte beim Autor
Ikone, Kloster Visitation Fribourg | © Bettina Flick
20. August 2018 | 09:21
von Bettina Flick
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