Konzilsblogteam

Drama um die Geburtenregelung

Kurz vor Ende des Konzils kam es hinter den Kulissen zu höchst dramatischen Ereignissen.
Am 24. November 1965 erhielt die Unterkommission, welche die Aufgabe hatte, die letzten Veränderungsvorschläge der Konzilsväter in den Texte über Ehe einzuarbeiten, einen Brief des Kardinals Cicognani zu diesem Thema, speziell zum Thema Geburtenregelung. Papst Paul VI. scheint höchst besorgt gewesen zu sein, dass durch das Schweigen des Konzils zu diesem Thema (bedingt dadurch, dass der Papst selbst das Thema der Diskussion entzogen hatte) gewissermassen ein Interim eintreten könnte. Es könnte sich die Meinung verbreiten, dass die bisherigen lehramtlichen Äusserungen keine Geltung mehr hätten und die kirchliche Lehre offen sei. Deswegen liess er der Kommission Modi zukommen, welche nahelegten, in den Konzilstext Hinweise auf die Enzyklika Casti connubii von Pius XI. und eine Ansprache von Pius XII. an Hebammen einzufügen. Ausserdem sollte die Rede von den Ehezwecken wieder stark auf die Nachkommenschaft fokussiert werden.
Die inhaltlichen Bedenken der beteiligten Experten betrafen die Revision der Rede von den Ehezwecken. Ausserdem fürchteten sie, der Wortlaut der Modi könnte den Eindruck wecken, als sei sogar die periodische Enthaltsamkeit, also eine natürliche Form der Empfängnisverhütung, schon illegitim.
Am Rande der Sitzung vom 24. November 1965 wurde eine Auseinandersetzung zwischen Henri de Riedmatten und Colombo beobachtet: «De Riedmatten, rot wie ein Hahn und sehr erregt, Colombo, weiss wie ein Laken und in einer Haltung, die eine totale Zurückweisung dessen, was de Riedmatten sagte, ausdrückte» (Pr 222).
(emf)

24. November 2015 | 00:03
von Konzilsblogteam
Lesezeit: ca. 1 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!