Kirche kommuniziert

Dr. Adrienne Suvada: «Glaube ist faszinierend, aber schwierig zu kommunizieren»

Das Institut für Marketing Management der ZHAW bietet ab Herbst 2018 in Zusammenarbeit mit dem Institut für Sozialmanagement einen CAS «Marketing & Kommunikation in NPO" an. Wir sprachen mit Studienleiterin Frau Dr. Adrienne Suvada über die Herausforderungen der Digitalisierung und das Besondere an religiöser Marketingkommunikation.

Kommunikation in der Kirche: Ist die Weiterbildung «Marketing & Kommunikation in NPO» auch für Personen aus Kirchen und Glaubensgemeinschaften geeignet?

Dr. Adrienne Suvada | zVg

Dr. Adrienne Suvada: Absolut. Dieser Lehrgang verbindet die zwei Bereiche Marketing und Kommunikation. Gerade für die Kirche sind das Themen, die immer wichtiger werden. Auch die kirchlichen Institutionen müssen eine professionelle Kommunikation und ein angepasstes Marketing betreiben. Oft ist aber das Budget zu klein, um überall ausgebildete Fachpersonen einzusetzen. Dieser Lehrgang vermittelt deshalb in kompakter und angepasster Form, die notwendigen Kompetenzen, damit man an einer Schnittstellenfunktion optimal agieren kann. Ich denke auch, dass der Austausch mit anderen Non-Profit-Organisationen sehr bereichernd sein kann und man so auch sein persönliches Netzwerk vergrössern kann.

Was ist das Besondere an der religiösen Marketingkommunikation aus Ihrer Sicht?

Ein Unternehmen verkauft normalerweise Produkte oder Dienstleistungen. Die Marketingkommunikation ist daher sehr strukturiert und folgt den unternehmerischen Prozessen. In der religiösen Marketingkommunikation muss man primär Menschen überzeugen und zwar von einem «Produkt», das eigentlich nicht gut fassbar ist. Der Glaube ist faszinierend, aber auch schwierig zu kommunizieren. Noch dazu in einer Gesellschaft, die vom Konsum geprägt ist und wo viele sich von der Kirche abwenden. Die Marketingkommunikation der Kirche sollte ganz klar professionell sein und die digitalen Medien miteinbeziehen, gleichzeitig sollte sie aber auch darauf fokussieren, den Menschen einen Mehrwert zu bieten. Die Kirche ist für die Gesellschaft eine wichtige Stütze, sie unterstützt die Schwachen und ist für die da, bei denen andere wegsehen. In Zeiten von Instagram und Co., wo es mehrheitlich auf Äusserlichkeiten ankommt, ein bedeutendes Zeichen! Die religiöse Marketingkommunikation muss vermehrt darauf hinweisen, dass nicht nur Konsum und Likes im Vordergrund stehen, sondern andere Werte wie Frieden, Toleranz, Familie, Dankbarkeit etc.

Welche Kompetenzen werden in dem Studiengang vermittelt?

Der CAS richtet sich nicht an gestandene Marketing- oder Kommunikationsfachleute, sondern an Allrounder, die mehrere «Hüte» aufhaben. Wir haben deshalb darauf geachtet, alle relevanten Themen abzudecken. Man lernt zum Beispiel, wie man seine Organisation im Marktumfeld positioniert und wie man die Anspruchsgruppen am besten anspricht. Ebenso kann man am Schluss stringente Konzepte erstellen und umsetzen. Neben Kenntnissen im Fundraising, erwirbt man auch Fähigkeiten im Umgang mit Medien, auch in Krisensituationen. Die rechtlichen Grundlagen werden ebenfalls vermittelt. Insgesamt also ein breites Spektrum. Man kann seinen Wissensrucksack gut füllen.

Erwachsen aus der zunehmenden Digitalisierung im Berufsleben und dem Medienwandel besondere Herausforderungen?

Die Digitalisierung ist momentan in aller Munde, auch bei Unternehmen. Eigentlich sind wir schon seit Jahren in diesem Prozess drin, allerdings weiss niemand, wie sich das Ganze entwickelt. Es gilt immer schneller zu werden und der persönlichen Kommunikation grosse Beachtung zu schenken. Ehrlich gesagt, erwarte ich nicht, dass es nur noch digitale Kirchen gibt. Aber ich hoffe, dass die Kirche in der digitalen Welt mit ihren wichtigen Angeboten und Themen noch präsenter wird. Die immer digitalere und schnellere Gesellschaft stösst auch an ihre Grenzen. Nicht umsonst gibt es Auszeiten im Kloster, die sehr erfolgreich sind. Diese Auszeit kann man aber durchaus digital buchen. Das widerspricht sich nicht. Ich glaube man sollte als kirchliche Institution den Anschluss nicht verlieren, aber auch nicht alles von Grossunternehmen kopieren. Lieber auf weniger Plattformen aktiv sein, dafür dort in einer professionellen Weise.

Lesen Sie dazu ein Interview mit Bernd Hagenkord von Radio Vatikan über die Medienreform im Vatikan.

Als Studienleiterin setzen Sie u.a. auch Dozierende von «Kommunikation-in-der-Kirche" ein. Was sind Ihre Gründe dafür?

Das ist richtig. Mit Dr. Charles Martig, Norman Zöllner und Erik Senz haben wir hervorragende Dozierende. Wir haben in all unseren Lehrgängen immer viele Praktiker an Bord. Unsere Vorlesungen leben vom Praxisbezug und den Beispielen aus dem Alltag. Schon während meiner Zeit als Kommunikationsverantwortliche des Bistums Basel, war die Zusammenarbeit mit den katholischen und reformierten Kollegen sehr gut. Ich schaue auch nach wie vor täglich auf kath.ch, welche Neuigkeiten es gibt.

Da wir den Lehrgang bewusst auch für Kirchenmitarbeitende konzipiert haben, lag es nahe auch Dozierende aus diesen Bereichen hereinzuholen. Alle drei waren auch schon in der Konzeption des Lehrgangs involviert und haben mir stets wichtige Rückmeldungen gegeben. Ich freue mich sehr auf diese Zusammenarbeit und bin froh, dass wir sie als Dozierende gewinnen konnten.

Laptop | pixabay.com CC0
28. Februar 2018 | 08:13
von Kirche kommuniziert
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