Roboter und Mensch
Kirche kommuniziert

Digitalismus – eine neue Religion?

Die Digitalisierung macht die Welt besser, so die weit verbreitete Meinung. Es gibt selbstfahrende Autos, Hausroboter, die uns das Butterbrot servieren, Maschinen im Operationssaal, die jede Krankheit heilen und Cyberbrillen, die uns in virtuelle Welten eintauchen lassen, die wir sonst nie erreichen würden. Kurzum: Das Paradies ist nahe – doch ist das wirklich so?

In seinem Beitrag bei der NZZ schreibt Unternehmer und Autor Wolfgang Klingler vom Digitalismus als eine neue Heilslehre, deren Gott die Technologie ist. Eine «Sekte mit zutiefst Gläubigen, die das nahende Paradies mit glühenden Augen heraufbeschwören.» Er geht in seinen Ausführungen sogar noch weiter und schreibt, die «Maschinenreligion sei getrieben von einer tiefsitzenden Verachtung für den Menschen, für das Menschliche». So würde uns als Konsequenz in absehbarer Zeit eine Fusion von Mensch und Maschine zu einer neuen Super-Spezies bevorstehen.

Wir wollten das so

Die Digitalisierung, wie wir sie heute kennen, ist nicht gottgegeben. Sie fällt nicht einfach so vom Himmel, sondern wird von uns, den Menschen, gestaltet. Wir wollen das so. Auch wenn wir nicht selten auf technische Neuerungen schimpfen, sind wir Nutzer derselben und im Strudel der digitalen Transformation gefangen. Doch warum ist das so?

Es braucht mehr Aufklärung

Der Philosoph und Historiker Achille Mbembe sieht die  Menschen in einer paradoxen Situation: Dank digitaler Technik habe es noch nie so viele Wissensquellen gegeben wie heute. Und doch herrsche überall das blanke Unwissen. Wir haben verlernt, kritisch zu hinterfragen. Mbembe sieht einen Ausweg: die humanistischen Fächer müssten wieder gestärkt werden. «Wir brauchen eine Fortsetzung des Projekts der Aufklärung.»

Keine Religion, eine Ideologie

Die digitale Transformation lässt sich nicht aufhalten. Sie ist Motor der Wirtschaft und beschert uns einen hohen Lebensstandard. Aus der Technik wird eine Ideologie. Dieser, durch die Digitalisierung zu Beginn der 2000er Jahre ausgelöste Umbruch, lässt sich vergleichen mit den Veränderungen, die uns die industrielle Revolution vor 200 Jahren gebracht hat.  Wir erleben einen weltumspannenden wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Umbruch, den wir Menschen uns erarbeiten und gestalten. Was es dafür braucht sind die Gaben, die uns von Gott geschenkt wurden. Er ist grösser als jeder Fortschritt. Und für ihn geht es um die Menschen, wie sie sind, gerade mit ihren Schwächen. Nicht um selbstgemachte Perfektionisten.


Videobeitrag «Radikal digital: über Hype und Realität der Digitalisierung».

Roboter und Mensch | © pixabay.com CC0
9. Januar 2018 | 12:24
von Kirche kommuniziert
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