Hans Leu

Die WELT der Liturgie

Nun ist der Liturgische sonntaegliche Hoehenflug des Jahres
2017 zu Ende – es ist schon mitte Juni – und das liturgische
Jahr kehrt in seine Normalitaet zurueck (ordinary sundays),
ein leichtes Aufflackern am 06.Aug. (Christi Verklaerung) und
am 13. Aug. (Maria Himmelfahrt) …  und dann wandern wir
«dem Tal der Reuss entlang» bis kurz vor dem Abschluss
(Christ Koenig), wo nun neulich ein «Sonntag der Armut»
auf den 33. Sonntag angesetzt wurde.
Jede getaufte Person weiss, nach dem Abschluss, dem Ende,
kommt seit je wieder die Sehnsucht nach Anfang, Ankunft,
Zukunft…
Die Zukunft hat viele Welten bereit: Die eine nennen wir real,
die andere virtuell und noch eine andere metaphysisch. Alle
leben in der Welt der Beziehungen, viele in der Berufswelt, in
der Finanzwelt, in der privaten und oeffentlichen Welt, im
Handel und in der Industrie (Technik) und in der Werlt der
Unterhaltung etc…  Es gibt fuer die Menschen viele Welten,
darum sprechen die einen wohl zu Recht , dass wir in einem
Multiversum leben.
Eine eigenartige Welt ist die Welt der Kath. Liturgie. Sie ist wie
ein Regenbogen in den andern Welten oder gar ein Lichtstrahl
und fasziniert mit ihrem Grundton: «lasst uns zusammen feiern»
Dafuer gibt es einen Kalender mit Hohen Festen, den erklaerten
Heiligen und Feierlichkeiten vieler menschlicher Ereignisse
(Sakramente) etc…  In der Welt der Kath. Liturgie wird – soweit
genehmigt – das Geheimnis-Ereignis Gott gefeiert. Gott wird
gelebt im Alltag (die Verkoerperung des Geistes Gottes auf den
Spuren Jesu) und offiziell gefeiert in der eigens dafuer von der
Kirche komponierten Welt der Kath. Liturgie. Das Eintauchen
in diese liturgische Sonder-Welt beginnt mit dem heute fast
heroischen Beschluss: Am Sonntag geh’ ich in den Gottesdienst.
Es ist ein Eintauchen in eine kirchliche Gemeinschaft, die in
jedem Fall in ihren geweihten Representanten (den Ordens-
leuten und den Priestern aller Stufen) auf der ganzen Welt
immer schon liturgisch sich einbringt. Alle liturgischen Feiern
in der ganzen Welt zusammengenommen koennte die groesste
Feier im Universum sein.
Die alltaegliche christliche Praxis und die sonntaegliche ver-
wandelnde liturgische Feier sethen in einer faszinierenden
Spannung: Widerspruch und Spiegelung. Die liturgische
Sprache ist so eigen, dass sie weniger verstanden als vielmehr
emotional wirkt und damit umstritten bleibt. Da der Kath.
Pfarrer eminent  in der liturgischen Welt offiziell beheimatet
ist, wird die Kath. Liturgie of priesterlich und maennlich
dominant erlebt. So sehr, dass noch heute einige nur dem
Priester allein die «Verwandlungskraft» zugestehen und sie
der Gemeinde absprechen. Dass «Verwandlung» ein Beziehungs
akt ist und nicht ein Dictum, das setzt sich erst langsam
liturgisch durch. Wir verwandeln die Welt in der alltaeglichen
Praxis (Neuer Himmel – Neue Erde) besser, je mehr wir unsere
Verwandlung in die Feier der Beziehung einbringen, verlagern.
Der Herr Jesus verdankt schliesslich seine «Lebensgestalt», die
ja in der Liturgie gefeiert wird, auch der «Gemeinde», die ihn
umgab ( den Menschen mit denen er in Beziehung stand). So
wird die Verkoerperung (Verwandlung) der Lebensgestalt von
Jesus heute (die Kirche) auch durch «seine Gemeinde» bestimmt.
Die Welt der Kath. Liturgie ist unter allen Welten so eigenartig,
dass sie sich ihrer Eigenart – Gott zu feiern in der Adaption der
Lebensgestalt Jesu – noch mehr erfreuen duerfte, da die andern
Welten in ihr ihren erloesenden Faktor erkennen koennten.
Die Welt der Liturgie ist hervorragend, weil «der Mensch und
seine Ereignisse» im Feiern ihren Hoehepunkt erreicht.
Und das ist die wahre Verherrlichung Gottes.

21. Juni 2017 | 18:09
von Hans Leu
Lesezeit: ca. 2 Min.
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