Konzilsblogteam

Die Schlussfeier auf dem Petersplatz

An diesem kühlen, aber freundlichen Dezembermorgen betrat Paul VI. um 10.30 Uhr die Petersbasilika, und es begann der Auszug der Konzilsväter auf den Petersplatz. Der Schluss des Konzils bildete eine feierliche Papstmesse, erstaunlicherweise ohne Konzelebration der Konzilsväter. Nach dem Evangelium richtete der Papst eine intensive Grussbotschaft an alle und betonte die Offenheit der Kirche auch denjenigen gegenüber, welche die Kirche nicht verstehen oder sogar der Kirche fremd sind: «Von diesem katholischen Mittelpunkt der Kirche in Rom aus ist niemand grundsätzlich unerreichbar. Grundsätzlich können und müssen von hier aus alle Menschen erreicht werden. Für die katholische Kirche ist niemand fremd, niemand ausgeschlossen, niemand fern. Jeder (…) ist gerufen und eingeladen.» – Es könnten Worte des gegenwärtig amtierenden Bischofs von Rom sein!
Nach der Messe segnete Paul VI. zur Erinnerung an das Konzil den Grundstein für eine Kirche mit dem Titel «Maria, Mutter der Kirche», also die Kirche mit einem Titel, den die Mehrheit des Konzils so nicht in «Lumen gentium» haben wollte.
Danach wurden Botschaften im Namen des Konzils verlesen, die vom Konzil weder erarbeitet noch gutgeheissen worden waren. Zum Schluss wurde der Apostolische Brief «In Spiritu Sancto» verlesen, mit dem Paul VI. das Konzil als beendet erklärte – mit einer einzigen Erwähnung der ökumenischen Frage; die Grüsse an die anderen Kirchen fehlten in der Schlussfeier.
Diese Schlussfeier war ein anderes Gesicht von Paul VI., das sich von den Aspekten, die Paul VI. vor der UNO zur Sprache gebracht oder sich im Bruderkuss mit Athenagoras gezeigt hatte, stark unterschied. «Es sind die zwei Gesichter einer Kirche im Übergang» (Peter Hünermann).
Der SKZ-Berichterstatter Karl Hofstetter: Nun beginnt wieder der Alltag: «Die grösste Arbeit steht noch bevor: den Geist und die Dekrete des Konzils in das Leben der Einzelkirchen umzusetzen.»
(ufw; A V, 552–558; der Erlebnisbericht von Karl Hofstetter in: SKZ 133 [1965], Nr. 50, 642–644, hier 644.)

8. Dezember 2015 | 00:05
von Konzilsblogteam
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