Hans Leu

Die Intervention Gottes

In der neueren Vater-Unser-Debatte ist die sechste Bitte «fuehre uns nicht in Versuchung» unter die Raeder gekommen. Dieses ehrwuerdige, biblische, liturgische, alltaegliche Gebet ist «fluessig» geworden; nicht mehr in Granit gemeisselt. Der Zeitenlauf erodiert…  sogar die Turm-
Festung KIRCHE. Nicht die Anrede «Vater», nicht der Wohnort «Himmel», noch der «Name» stehen diesmal zur Debatte; eher schon «dein Wille» ; nicht direkt die Bitten,
die sind natuerlich, aber «die Versuchung» ist ins Visier geraten. Meine Ueberlegungen:
Es ist doch klar: all unsere Situationen haben die Faehigkeit
zur Versuchung zu werden, uns zu testen; denn sie sind ja Gelegenheit uns zu bewaehren oder zu versagen. Kosmos, Welt und Leben, Realitaeten und Einbildungen alles ist immer auch der Versuch uns herauszufordern und wir geraten in die Chance der Resonanz (Antwort, Feedback, Kommentar zu geben). Der Samen will spriessen, die Bluet lockt, die Frucht ist ein Angbot und der Verfall droht…  und wir koennen nicht anders als Stellung zu beziehen.
Wenn schon alles Versuchung ist, wer steckt dahinter, wenn nicht der Schoepfer? Und wer die «Versuchung» dem Schoepfer nicht direkt zutraut, der findet einen Ersatz.
Die schiefe Logik liegt in der Auffassung, dass «Versuchung»
eine gelegentliche Intervention ist…  und zwar eine gefaehr-
liche…  und der fragile Mensch wird gefaehrdet in der Ver-
Suchung zu fallen, umzukommen, die Integritaet zu verlieren;
und einige wollen die Gefaehrdung nicht…  und nun soll der Herrgott bitte doch hilfreich eingreifen, am besten wohl so, dass Er uns vor jeder Versuchung ganz einfach behuete. Einfacher geht’s gar nicht…
In Wirklichkeit ist in der Debatte die Interventions-Faehig-
keit Gottes und die humane Situations-Einschaetzung in Frage gestellt. Eine neuere Sicht sagt: Das was ist, ist schon die «Intervention»; nicht das Dazwischen-Kommen zwischen den Atomen, den Fluessen und den Bergen sondern das Dazwischen-Kommen zwischen Mensch (Kosmos) und Gott.
Gott ist die Intervention in all unseren Beziehungen zum vorhinein als Ermoeglichung, nicht nachtraeglich sondern voraus schon gesetzt.
Die Schoepfung ist als Ganzes und in all ihren Fragmenten eine Herausforderung, die das Geheimnis G0tt uns zumutet
zur Menschwerdung…  seit Jesus Christus bekannt als Emmanuel also als : «Gott mit uns» im steten Hier + Jetzt.

Ton und Bewegung werden eins
7. März 2018 | 09:49
von Hans Leu
Lesezeit: ca. 1 Min.
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