Bruder Klaus und Gefährten

Der Heiligsprechungsprozess von Niklaus von Flüe

Mit der Erlaubnis zur Verehrung von Bruder Klaus 1671 kehrte Ruhe ein. Der Anstoss zur Heiligsprechung kam erst knapp 200 Jahre später vom Basler Bischof Eugène Lachat, der das Anliegen wiederholt bei Pius IX. zur Sprache brachte, unterstützt vom Präsidenten des Piusvereins, Redaktor der SKZ und Gründer der Inländischen Mission, des Solothurners Theodor Scherer-Boccard, sowie vom ehemaligen Lungener Pfarrer Johann Ming. Ming stellte eine erste wichtige Dokumentensammlung zusammen, und Bischof Lachat ernannte einen Postulator. Im Gegensatz zum Seligsprechungsprozess war der Heiligsprechungsprozess in Rom nun gut verankert. Der Postulator stellte aus den sieben Bänden des Seligsprechungsprozesses Auszüge zusammen und erstellte ein Summarium. 1872 wurde der heroische Tugendgrad von Niklaus von Flüe anerkannt.

Schwierigkeiten im Wunderprozess

Die erforderlichen Wunder aber stellten den Piusverein vor Probleme, denn keine der im 19. Jahrhundert nach Rom gemeldeten Heilungen wurden anerkannt. 1926 rief der deutsche Kurienkardinal Andreas Frühwirth die Gläubigen dazu auf, «in Krankheitsfällen zum Seligen ihre Zuflucht zu nehmen, damit Gott ihn durch Wunder verherrliche». Dies führte 1927 zur Gründung des Bruder-Klausen-Bundes. 1932 wurde der im Vatikan sehr geachtete Schweizergardekaplan Paul Maria Krieg zum Postulator und 1935 Werner Durrer zum Bruderklausenkaplan und Vizepostulator ernannt. Beide professionalisierten den «Gebetssturm», wozu sich die Volksmassen damals noch bewegen liessen.

Zwei Solothurner Wunder

Zwei Heilungen – eine 1937 an der aus Büsserach stammenden Ida Jeker beim Berühren des Bruderklausengewandes in der Sachsler Pfarrkirche, eine 1939 in Egerkingen an Bertha Schürmann, die in ihrer Krankheit Bruder Klaus anrief – ermöglichten die Heiligsprechung, nachdem Pius XII. 1944 vom geforderten dritten Wunder dispensiert hatte. Pius XII. nahm heute vor 70 Jahren, am 15. Mai 1947, Niklaus von Flüe feierlich in den Heiligenkalender auf.

Urban Fink-Wagner, Inländische Mission

 

Literatur: Amschwand (1987), 391–422; Walter Studer / Gertrud Huber-Brast: Das Wunder von Sachseln. Stein am Rhein 1998, 45–89, 125–130; Leonhard von Matt: Der heilige Bruder Klaus. Offizielles Gedenkbuch. Zürich 1947; im SKZ-Jahrgang 115 (1947) sind mehrere Dokumentationen und Artikel dazu abgedruckt. Zu den Reaktionen der Reformierten: Fritz Gloor: Bruder Klaus und die Reformierten. Zürich 2017, 109–123.

Heiligsprechung in Rom unter der Cathedra Petri. (Foto: Gedenkband Leonhard von Matt; Scan UF)
15. Mai 2017 | 00:03
von Bruder Klaus und Gefährten
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