Bruder Klaus und Gefährten

Der «heilige Superstar des 15. Jahrhunderts»

Gerne nutze ich diesen Blogbeitrag, um ein Thema anzusprechen, das meines Erachtens nicht deutlich genug oder oft sogar falsch dargestellt wird: die Quellenlage. «Wir wissen leider wenig Genaues über Niklaus von Flüe.» Eine Feststellung dieser Art findet sich immer wieder in Aufsätzen und Vorträgen.

Hervorragende, ja einzigartige Quellenlage

Gerade das Gegenteil ist der Fall. Wir wissen über Niklaus von Flüe weit mehr denn über viele Helden und Heilige jener Zeit. Die Quellenlage ist besonders hervorragend, ja geradezu einzigartig, wenn es um sein Innenleben, seine persönlichen Krisen und seine Suche nach dem Leben in Gott geht.

Als Niklaus von Flüe am 21. März 1487 starb, wurde sein Tod in Österreich ebenso vermerkt wie in Nürnberg, Augsburg, Strassburg oder in Mailand und Venedig. Er war also weit über die eigenen Sprachgrenzen hinaus bekannt. Tatsächlich wurden erste wissenschaftliche Abhandlungen über Niklaus von Flüe schon zu seinen Lebzeiten verfasst; Albrecht von Bonstetten, Dekan von Einsiedeln,, schickte die Reportage seines Besuchs an Sylvester 1479 an diverse europäische Herrscherhäuser; Heinrich von Gundelfingen verfasste die erste Biografie spätestens im Jahr nach seinem Tod; die ältesten gedruckten Bücher über ihn lagen ebenfalls spätestens 1488 vor. Zeugnis seiner Bekanntheit legt auch der Bericht in der 1493 gedruckten Nürnberger Chronik von Hartmann Schedel ab (siehe Bild).

Und in den Jahren nach seinem Tod zitierten Persönlichkeiten wie Johannes Trithemius (1462-1516), Martin Luther (1483-1546) oder Jakob Wimpfeling (1450–1528) Bruoder Clausen von Unterwalden mit grosser Selbstverständlichkeit, weil er über die Grenzen der Eidgenossenschaft hinaus eine historische und religiöse Grösse blieb. Der amerikanische Jesuit und Geschichtsprofessor David J. Collins bezeichnet ihn deshalb in seiner Doktorarbeit als «heiligen Superstar des 15. Jahrhunderts»:

«Wenn eine einzelne Figur als der heilige Superstar des fünfzehnten Jahrhunderts bezeichnet werden kann, dann ist es Niklaus von Flüe (1417–1487). Niklaus – oder Bruder Klaus, wie seine Verehrer ihn auch genannt haben – fand eine unvergleichliche Aufmerksamkeit in seiner Heimatregion Unterwalden, in der heutigen Zentralschweiz, und in ganz Europa.»

Es ist dies eine Bezeichnung, zu der wohl nur ein Amerikaner fähig ist. Aber auch wenn wir in der Wortwahl bescheidener bleiben wollen, sei doch nochmals mit Nachdruck festgehalten: Die Quellenlage über Niklaus von Flüe ist – ganz besonders für einen Laien – hervorragend. Freuen wir uns daran und lassen wir uns weiterhin von ihm inspierieren und im Innersten berühren, so wie er dies seit vielen, vielen Jahre tut.

Roland Gröbli

 

Literaturhinweis

David J. Collins (2008): Reforming Saints, Saints’ Lives and Their Authors in Germany 1470–1530. (Oxford University Press) Oxford, 99 f.

Bruder Klaus im Ranft. Bild aus der Hartmann-Schedel-Chronik von 1493.
17. November 2017 | 07:00
von Bruder Klaus und Gefährten
Lesezeit: ca. 2 Min.
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