Bruder Klaus und Gefährten

Der Berner Brief vom 4. Dezember 1482 als geistliches Vermächtnis

Pfarrer Bernhard Rothen zeigt im Blogeintrag vom 13. November 2017 auf, dass der Berner Brief das politische Vermächtnis von Bruder Klaus ist. Man soll einander gehorsam sein, aufeinander hören, gemeinsam Lösungen entwickeln. Dies dürfte der von Bruder Klaus geratene Lösungsansatz für das Stanser Verkommnis gewesen sein.

Der am 4. Dezember 1482 abgefasste Berner Brief war aber auch das geistliche Vermächtnis von Bruder Klaus. Wenn Bruder Klaus im einleitenden Gruss den Namen Jesus erwähnt, stellt er die Beziehung zu den Adressaten unter den Namen Gottes. «Wir wünschen euch viel Gutes und danken euch für die Grosszügigkeit. Der Heilige Geist sei euer letzter Lohn.» Bruder Klaus weist im Zusammenhang mit seinem Dank für eine irdische Spende also auf das hin, was das rein Weltliche und Materielle übersteigt. Die tragende Kraft liegt anderswo.

Mit dem Stichwort Frieden weist er im Folgenden auf das hin, was bleibt. Indem er diesen Frieden von Gott abhängig sieht, weist er wiederum auf das hin, was beständig ist und über allem Irdischen steht.

Glaube aber an Gott ist nicht nur eine innerliche Angelegenheit, sondern hat auch praktische Auswirkungen: Man soll die Schwächeren in Schutz nehmen und dankbar sein, wenn man Erfolg hat. Diese Dankbarkeit soll sich zweifellos im materiellen Einsatz für die Schwächeren ausdrücken, muss praktische Folgen haben.

Gegen den Schluss des Briefes ruft Bruder Klaus auf, die Sünde zu meiden und die Gerechtigkeit zu suchen – auch hier also wieder die Anbindung des Glaubens an konkrete Taten! Er rät dann, das Leiden Christi in den Herzen zu tragen. Die Betrachtung des Leidens Christi, die ihm selbst in seiner Krisenzeit nach 1465 Ruhe in der Unruhe gebracht hat, rät er auch seinen Mitmenschen, ebenso das Feststehen im Glauben und den Kampf gegen den Versucher: «Ich schreibe es euch zur Erinnerung, damit ihr ritterlich Widerstand leistet, denn der böse Geist gibt nicht auf. Umso mehr sei Gott mit euch!» Auch wenn heute Begriffe wie Teufel und Böses keine Hochkonjunktur haben, sind auch diese Worte des Ranfteremiten auch hier genauso aktuell wie die anderen.

Urban Fink-Wagner, Inländische Mission

Quelle mit Kommentar: Durrer (1917–1921), S. 209–215.

 

Der Berner Brief vom 4. Dezember 1482, der im Staatsarchiv Solothurn aufbewahrt wird. (Foto: zVg)
4. Dezember 2017 | 08:29
von Bruder Klaus und Gefährten
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