Bruder Klaus und Gefährten

Das Wetter zur Zeit von Niklaus von Flüe – Teil 2

Von den extrem kalten Jahren 1430 bis 1440 habe ich im Bruderklausenblog vom 29. November 2017 berichtet. Danach folgten Jahre, die offenbar keine extremen Temperaturschwankungen aufwiesen und über die man nur wenige Wetterdaten findet. Ausführliche, sogar alarmierende Berichte gibt es wieder über das Jahr 1473. Es war das heisseste und trockenste des 15. Jahrhunderts. Auf einen sehr milden, regnerischen und schneelosen Winter folgte ein heisser Frühling. Grosse Hitze und Trockenheit machten den Menschen zu schaffen. Die Chronisten erwähnen, dass die Kirschbäume bereits im März blühten, fünf Wochen zu früh. Drei Wochen zu früh verblühten die Reben. Von Ende Juni bis Ende August regnete es keinen Tropfen. Die Sonne brannte gnadenlos auf das Land. Alles verdorrte und Bäche und Brunnen versiegten. Mühlen standen still. Die Bäume warfen im Sommer die Blätter ab und standen, wie im Winter, ohne Laub da.

Grosse Hochwasserprobleme um 1480

In den Sommermonaten der 1480er-Jahre gab es in der Schweiz riesige Hochwasserprobleme. Schneeschmelzen nach schneereichen Frühlings- und Frühsommermonaten und tagelang anhaltende Regenfälle liessen die Pegelstände von Saane, Aare und Rhein anschwellen, so dass Brücken weggespült und grosse Gebiete überschwemmt wurden. In den Forschungsarbeiten von Prof. Christian Pfister von der Universität Bern kann man lesen, dass in Freiburg i. Ue. die Saane die mittlere Brücke in der Unterstadt zum Einsturz brachte und die nahe Kapelle wegschwemmte. In Solothurn wurde eine Aarebrücke rund einen Meter hoch überspült. In Basel stand ganz Kleinbasel unter Wasser. In diesen Jahren brachen erneut Hungersnöte aus, weil die Ernte verfaulte.

Die späteren Jahre 1481 und 1488 beschrieben die Chronisten als Jahre ohne Sommer. Weil die Auswirkungen dieser Klimaschwankungen für die Bevölkerung so dramatisch verliefen und zugleich die Ursachen unbekannt waren, suchte man nach «Sündenböcken». Man fand diese in den Juden, den Romas und in Hexen. Als «lebender Heiliger», der fastete und kein Essen mehr zu sich nahm, war Bruder Klaus ebenfalls gefährdet. Allerdings haben ihn namhafte Persönlichkeiten aus seiner Umgebung und sogar der Berner Schultheiss Adrian von Bubenberg erfolgreich beschützt. Bruder Klaus starb 1487, in einer wiederum sehr kalten und nassen Zeit, der dritten grossen eistenziellen Krise in jenem Jahrhundert.

Mario Slongo

Von 1988 bis 2012 erzählte Mario Slongo (geboren 1947) als «Wetterfrosch» jeden Samstagmorgen Wettergeschichten, ergründete meteorologische Phänomene, klimatische Wandel und erklärte damit, warum die Witterung so ist, wie sie ist. Seine beiden Gastbeiträge im Bruderklausenblog sind Auszüge des Wahlfreiburgers aus zwei seiner monatlichen Kolumne in den Freiburger Nachrichten.

Literaturhinweis

Chantal Camenisch (2015): Endlose Kälte, Witterungsverlauf und Getreidepreise in den Burgundischen Niederlanden im 15. Jahrhundert. Basel.

Arbeiten trotz klirrender Kälte im Freien. Bild von 1450 aus dem Stundenbuch «Très Riches Heures» des Duc de Berry (Frankreich).
1. Dezember 2017 | 00:03
von Bruder Klaus und Gefährten
Lesezeit: ca. 2 Min.
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