Bruder Klaus und Gefährten

Das Wetter zur Zeit von Niklaus von Flüe – Teil 1

Das 15. Jahrhundert war ein äusserst turbulentes Jahrhundert. Gesellschaftspolitisch war die alte Eidgenossenschaft sehr unruhig. Überall fanden kleinere und grössere Kriege statt. Schaut man sich Wetter, Witterung und Klima in diesem Jahrhundert an, gibt es einige mögliche Erklärungen für diese Turbulenzen.

Die Freiburgerin Chantal Camenisch hat in Bern beim international bekannten Professor emeritus für Wirtschafts-, Sozial- und Umweltgeschichte Christian Pfister doktoriert und die sozialen und ökonomischen Auswirkungen von Wetter, Witterung und Klima in Europa im 15. Jahrhundert beschrieben. Das Jahrhundert begann erwartungsvoll, hatte sich doch das Leben in Europa gebessert, nachdem im 14. Jahrhundert Seuchen wie Cholera, Pest und Typhus die Bevölkerung stark dezimiert hatten. Man hoffte wieder auf ein normales Leben mit Arbeit und Auskommen.

Schwerste Hungernot des Jahrhunderts um 1440

Doch die zehn Jahre von 1430 bis 1440 wurden witterungsmässig zu den härtesten Jahren des letzten Jahrtausends. Im Jahre 1431 waren schon ab 20. November alle Flüsse und viele Seen in Mitteleuropa zugefroren, so zum Beispiel der Rhein, die Donau und der Bodensee. Von 1437 bis 1440 kam es zur schwersten europäischen Hungersnot des 15. Jahrhunderts. Es brachen Krankheiten und Seuchen aus und tausende von Menschen und Tiere starben. In der Stadt Bern mit damals 5 000 Einwohnern wurden vom August bis Dezember 1439 mehr als 1 100 Todesfälle registriert. Nicht zuletzt waren diese katastrophalen Witterungsverhältnisse der Grund zu einer Getreidesperre von Zürich gegen die Kantone Schwyz und Glarus. Diese Getreidesperre im Hungerjahr 1438 brachte das Fass zum Überlaufen und so brach der verlustreiche Alte Zürichkrieg aus.

Um die Mitte des 15. Jahrhunderts beruhigten sich die Wetterverhältnisse einigermassen, entsprechend gibt es nur wenige Wetteraufzeichnungen in den Jahrbüchern. So also waren die Jahre von Niklaus von Flüe als Bauer. Was wir über das Wetter in seinen Jahren als Eremit wissen, dazu mehr im Bruderklausenblog vom 1. Dezember.

Mario Slongo

Von 1988 bis 2012 erzählte Dr. chem, Dr. h. c. Mario Slongo (geboren 1947) als «Wetterfrosch» jeden Samstagmorgen im Schweizer Radio Wettergeschichten, ergründete meteorologische Phänomene, klimatische Wandel und erklärte damit, warum die Witterung so ist, wie sie ist. Seine beiden Gastbeiträge im Bruderklausenblog sind Auszüge des Wahlfreiburgers aus zwei seiner monatlichen Kolumne in den Freiburger Nachrichten.

 

Literaturhinweis

Chantal Camenisch (2015): Endlose Kälte, Witterungsverlauf und Getreidepreise in den Burgundischen Niederlanden im 15. Jahrhundert. Basel.

 

Männer und Frauen bei der Feldarbeit. Bild von 1440 aus dem Stundenbuch «Très Riches Heures» des Duc de Berry (Frankreich).
29. November 2017 | 00:03
von Bruder Klaus und Gefährten
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