Konzilsblogteam

Das Konklave beginnt

Der Tod Johannes XXIII. am 3. Juni 1963 unterbrach nicht nur die Vorbereitung der zweiten Sitzungsperiode, sondern das Zweite Vatikanische Konzil selbst war nach den Bestimmungen des Kirchenrechts aufgelöst. Ein künftiger Papst war nicht verpflichtet, dieses fortzusetzen. Aufgrund dieser Ausgangslage ist es verständlich, dass seitens der Befürworter des Konzils viele dem Konklave in angespannter Erwartung entgegensahen, zumal der Tod des Papstes bei Konzilsgegnern Hoffnungen auf eine Beendigung des Konzils geweckt hatte. Von Anfang an war damit klar: Die Papstwahl entscheidet auch über das Konzil.
Das Konklave begann am Abend des 19. Juni. 80 der 82 Mitglieder des Kardinalskollegiums – 29 Italiener, 26 andere Europäer und 27 Nichteuropäer – nahmen daran teil. Die für die Wahl erforderliche Zweidrittelmehrheit betrug damit 54 Stimmen.
Über das Konklave gibt es keine Berichte. Vertrauliche Informationen über die Papstwahl, die bekannt wurden, sind nicht nachprüfbar. Als gesichert gilt jedoch, dass konsequente Reformer wie der Erzbischof von Bologna, Kardinal Giacomo Lercaro, auf der einen, konzilskritische Traditionalisten wie Kardinal Giuseppe Siri von Genua auf der andern Seite zwar Stimmen erhielten, aber keine Aussicht hatten, gewählt zu werden. Die Wahl scheint deshalb schon früh auf den Mailänder Erzbischof Kardinal Giovanni Battista Montini als Kompromisskandidaten zugelaufen zu sein, der als gemässigter Progressiver galt und dem zugetraut wurde, zwischen den unterschiedlichen Positionen vermitteln zu können. Er hatte das Konklave als Favorit betreten, die Zweidrittelmehrheit erreichte er am ersten Wahltag aber nicht.
(Franz Xaver Bischof)

20. Juni 2013 | 00:40
von Konzilsblogteam
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