Konzilsblogteam

Das Gift unterdrückter Wahrheiten

Der Tag vor der Debatte des Dokumentes zur Priesterfrage: 55 Wortmeldungen liegen vor. Bis zu den Debatten am 25. und 26. Oktober werden es noch mehr. 184 Interventionen werden am Schluss eingereicht.
Kann es gelingen zur Zufriedenheit aller die ausdifferenzierte Landschaft, in der die Priester weltweit leben, in einem Dokument ausreichend zu beantworten?
Für die Unierten und orientalischen Christen ist nicht zuträglich, nur das Bild des Priesters der römisch-katholischen Tradition zu sehen. Der Priestermangel in Lateinamerika verlangt andere Strategien als die Situation in Europa. Welche Rolle spielt die Frage der Keuschheit? Wie wiederum verstehen das die nichtzölibatären Priester?
Mauro Velati fasst zurecht zusammen: «Die Schwäche des Textes bestehe in der Beschränktheit einer bloss westkirchlichen Sicht». Maximos IV. schreibt am 13. Oktober an Paul VI.: «Heiligster Vater, dieses Problem existiert, und es erweist sich von Tag zu Tag als immer noch schwieriger. Es fordert eine Lösung. Es nützt nichts, es zu verdrängen oder es zum Tabuthema zu machen. Eure Heiligkeit wissen gut, dass unterdrückte Wahrheiten mehr und mehr vergiftend wirken.»
Die Diskussion um den Zölibat bleibt bis in die Gegenwart verschoben. Die Frage der weltkirchlichen Regionalisierung und Differenzierung könnte jedoch auch für die Bischofssynode 2015 zu einem Schlüssel werden, um die Einheit der Kirchen in Verschiedenheit und damit in kultureller Angemessenheit zu sichern.
(Richard Hartmann, Zitate: A5,276)

13. Oktober 2015 | 00:01
von Konzilsblogteam
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