Bruder Klaus und Gefährten

Bruder Klaus in der Musik (II): Das Gemeindelied

Neben Messkompositionen und anderen grossen Werken (vgl. Blog vom 22. März 2017) gibt es auch eine ganze Reihe von Gemeindeliedern, die Bruder Klaus besingen. Halten sich gewisse Kirchenlieder über Generationen, so zeichnet sich gerade das Genre Heiligenhymnus – abgesehen vom Marienlob – durch eine eher geringe Halbwertszeit aus. An den Bruder-Klausen-Liedern kann man dies sehr deutlich aufzeigen.

Die Dichterin Maria Dutli-Rutishauser etwa ist im heutigen Empfinden zu sehr mit der Epoche der Geistigen Landesverteidigung verknüpft. Diese Art protektionistische Vereinnahmung ist uns auch theologisch suspekt geworden: «Hüter der Heimat, du Bruder Klaus, o Wächter auf ewigen Höhen: nimm du unser Land in deinen Schutz, dass im Sturm wir stark bestehen (…) laß uns dem Herrgott vertrauen, damit wir als starkes Schweizervolk floh am Glück der Heimat bauten.»

Lieblich kam «Vom Himmel blickt ein heller Stern» von 1926 daher (siehe Foto). Bemerkenswert ist, dass sich mit Heinrich Bone ein eminenter deutscher Kirchenliedautor dem Thema angenommen hat. Aber auch er bleibt letztlich an einer ultramontanen Patina kleben. Immerhin sah man sich noch 1965 genötigt, das populäre Lied aus der Feder von Joseph Frei aus Cantate und Laudate ins Kirchengesangbuch (KGB) hinüberzuretten.

Paul Kamer und Joh. Baptist Hilber hatten fürs KGB einen zeitgenössischen Zugang versucht (Nr. 899) – und sind damit wohl grandios gescheitert. Der Text ist ein Hybrid aus Hymnus an den Heiligen und Gebet an Gott in der Übernahme des Bruder-Klausen-Gebetes als Coda jeder der drei Strophen. Das ist ein Murks, den auch die relativ strenge Melodie Hilbers nicht aufzufangen vermochte. Bemerkenswert ist immerhin die erstmalige Erwähnung Dorothees: «Bruder Klaus, Bruder Klaus! Du hast mit deiner starken Frau zehn Kindern Brot und Heim geboten.»

Keines dieser Lieder hat es ins KG geschafft. Für einen neuen Versuch ging man die bekannte Lyrikerin Silja Walter für einen Text an. Dass «Du großer, heilger Mann im Ranft» (KG 791) bisher nicht wirklich eine grosse Popularität erreicht hast, kann ich hier bloss vermuten.

Zugegeben, das Genre ist schwierig. Aber die Bruder-Klausen-Verehrung braucht eine zeitgenössische poetische und musikalische Verdichtung. Diese Figur ist zu wichtig für die Spiritualität und die Politik- und Mentalitätsgeschichte der Schweiz, als dass man sie dem Heimatstil überlassen kann.

Dass das Vermächtnis Niklaus von Flües aktueller denn je ist, kommt in diesem Jahr auf vielfältige und eindrückliche Art und Weise zum Ausdruck. Auch im Echo auf den laufenden Liedwettbewerb!

Fr. Peter Spichtig op

 

Literatur: Ausführlicher dazu mein Artikel, der in der Juli-Ausgabe der Zeitschrift Musik und Liturgie erscheint: http://skmv.org/index.php/zeitschrift

Link zum Liedwettbewerb: https://www.liturgie.ch/kirchenmusik/orgel-und-gesang/wettbewerbe

Cantate, Gesangbuch des Bistums Chur, 1957. (Scan PS)
7. Juni 2017 | 07:55
von Bruder Klaus und Gefährten
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