Philip Steiner

Besuch in Gethsemani und Bardstown, Kentucky

Mit dem Abschluss der letzten schriftlichen Arbeit ging für mich diese Woche das Herbstsemester zu Ende. Das wurde am vergangenen Dienstag mit einem kleinen Ausflug zusammen mit Br. Silas und Br. Matthias gefeiert. Zwei für die katholische Kirche in Amerika äusserst geschichtsträchtige Orte standen auf dem Programm: die Trappistenabtei Gethsemani und die ehemalige Bischofsstadt Bardstown. Beide liegen ungefähr zwei Autostunden von St. Meinrad entfernt – für amerikanische Verhältnisse ein Katzensprung!
Gethsemani Abbey wurde 1848 gegründet und ist somit das älteste Trappistenkloster in Amerika. Doch berühmt ist das Kloster wegen einem seiner Mönche, Father Louis Mary, besser bekannt unter seinem weltlichen Namen: Thomas Merton (1915-1968). Mit seiner Autobiographie «The Seven Storey Mountain» (1948) löste er im Nachkriegs-Amerika eine grosse Begeisterung für das monastische Leben aus. In anderen Schriften bereitete er den Weg für ein neues und zeitgemässes Verständnis des klösterlichen Lebens und bemühte sich um den interreligiösen Dialog, besonders mit dem Buddhismus. Auch als Poet und Friedensaktivist machte er sich einen Namen. Ich habe einiges aus der Feder von Thomas Merton mit grossem Gewinn gelesen. Umso mehr war ich über die ziemlich augenscheinliche Geringschätzung seiner Person in Gethsemani überrascht und offen gestanden auch etwas enttäuscht. Auch wenn die Gründe dafür vielschichtig und teilweise auch begründet sein mögen, ich hätte mir für Gethsemani einen besseren Umgang mit Thomas Merton gewünscht: «Prüft alles und behaltet das Gute!» (1 Thess 5,21).
Die zweite Station unserer Tour war Bardstown, ganz in der Nähe von Gethsemani. Es schien mir, in dieser Kleinstadt sei die Geschichte beinahe noch mit Händen zu greifen. Die stolzen Bürgerhäuser aus Backstein, die von vielen kleinen schmucken Läden im Kolonialstil gesäumte Hauptstrasse und die ehemalige Kathedrale im klassizistischen Stil erinnerten an vergangene Zeiten, als Amerika als das Land der unbegrenzten Möglichkeiten galt. Bardstown war die erste Inland-Diözese der Vereinigten Staaten und umfasste bei seiner Gründung 1808 sieben Staaten. Dieses Gebiet ist heute auf 44 Bistümer aufgeteilt!
Die etwas mehr als 200 Jahre alte Stadt Bardstown muss auf Amerikaner einen gewaltigen Eindruck machen und auch mir hat sie gefallen.
fr. Philipp
 
 

15. Dezember 2012 | 15:19
von Philip Steiner
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