Philip Steiner

Besuch in einem «Funeral Home»

Am vergangenen Donnerstag stand eine ganz besondere Exkursion auf dem Programm. Im Rahmen des Kurses für Kranken – und Trauerndenseelsorge besuchten wir in der nahen, vor 150 Jahren von Schweizer Immigranten gegründeten Kleinstadt Tell City ein sogenanntes «Funeral Home». Dabei handelt es sich um eine sehr amerikanische Version von Bestattungsunternehmen.
Ich staunte nicht schlecht, was dort alles für die Verstorbenen angeboten wurde: ein ca. fünf stündiger Präparierungsprozess, wasserdichte (und wohl auch bombensichere) Särge aus Edelstahl, eine DVD mit Erinnerungen und vieles mehr!
Es schien mir, also wolle man durch dieses ganze Prozedere den Tod eigentlich kaschieren. Denn die einbalsamierten Toten sehen im prunkvollen 5000 Dollar teuren Sarg alles andere als tot aus – vielleicht sogar besser, als man sie zeitlebens gekannt hatte…
Wie ganz anders ist da der Umgang mit dem Tod im Kloster! Im vierten Kapitel seiner Regel mahnt der heilige Benedikt die Mönche, den Tod täglich vor Augen zu halten! Dieses ständige Erinnern an die eigene Endlichkeit dient aber nicht etwa dazu, eine melancholische Grundstimmung zu provozieren, sondern um stets das Ziel vor Augen zu haben: die Vollendung des Menschen in Gott.
Der Tod ist nicht das Ende, sondern der Wechsel von der einen Hand Gottes in die andere. Mit dieser christlichen Grundüberzeugung braucht man den Tod weder zu kaschieren noch zu fürchten.
fr. Philipp
 

10. November 2012 | 15:32
von Philip Steiner
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