Konzilsblogteam

Bereicherung der Kirche durch die Welt?

GS 40 und 44 würdigen, dass die Kirche von der Welt Hilfe für ihren eigenen Auftrag empfängt. Die Kirche sei sich im Klaren, «wie viel sie selbst der Geschichte und Entwicklung der Menschheit verdankt». Ein Konzilsvater wendete ein: «‹Omne bonum ab ecclesia!› Darum müsse der ganze Abschnitt gestrichen werden». Demgegenüber verteidigte Joseph Ratzinger diesen Text und bezeichnete ihn zusammen mit den Texten über die Religionsfreiheit und den Weltreligionen als «eine Revision des Syllabus Pius› IX., als eine Art Gegensyllabus» zu bezeichnen.
Konkrete Beispiele für die Bereicherung der Kirche durch die Welt gab die Konzilsrede des Bischofs von Metz, Paul-Joseph Schmitt, am 1. Oktober 1965. Die Kirche empfange von der Welt der heutigen Zeit vielfältige positive Gelegenheiten, um ein besseres Bewusstsein ihrer selbst zu erlangen, ihre Botschaft besser auszudrücken und ihre Sendung besser zu erfüllen. Bischof Schmitt gab konkrete Beispiele mit Hinweis auf die besondere Aufmerksamkeit der zeitgenössischen Welt für die Würde des Menschen, für die soziale Verfasstheit des Menschen, für Gerechtigkeit und Freiheit, für die Absurdität des Krieges usw. All dies habe es der Kirche ermöglicht, in diesen Bereichen selbst ein schärferes Bewusstsein zu entwickeln – und Schmitt wies nicht zuletzt auf die konziliaren Themen der Religionsfreiheit, der Kollegialität und der Weiterentwicklung ihrer traditionellen Lehren über Frieden und Krieg hin. Diese Rede wurde im Namen von 70 Konzilsvätern vorgetragen, was der Zeitschrift Itinéraires so unglaubhaft schien, dass sie es in Zweifel zog.
(emf; Zitate aus: Magnus Striet: Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. und die Moderne. In: Peter Hünermann [Hrsg.]: Exkommunikation oder Kommunikation? Der Weg der Kirche nach dem II. Vatikanum und die Pius-Brüder. Freiburg i.Br: Herder, 2009 [QD 236], 175-205, 178 Anm. 6; vgl. AS 4/3,116f; A 5,292f Anm. 463)

9. Oktober 2015 | 00:01
von Konzilsblogteam
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