Br. Paul Tobler

Bald wacht die Orgel auf

«Heute sollt ihr wissen dass der Herr kommt, und morgen werdet ihr schauen seine Herrlichkeit». Mit diesem mehrmals gesungenen Vers haben wir heute Morgen um 5:30 Uhr unser Gebet eröffnet. Weihnachten steht bevor, und dies zeigt sich auch deutlich in den Texten unserer Gebetszeiten. Und deutlich wird es sich auch an der Präsenz der Orgel in der Liturgie zeigen: Sie hat nun fast vier Wochen «geschwiegen» und wird heute Abend kräftig und feierlich wieder erklingen.
Das Ausbleiben der Orgel spürten wir deutlich in den Gebetszeiten, wo sie normalerweise das Psalmgebet begleitet, und wo nun alles «a capella» blieb. Es ist eines von verschiedenen Zeichen, die den Advent im Kloster prägen. Im Gottesdienst war die liturgische Farbe der Gewänder und Tücher violett, wie in der Fastenzeit. Wie in der Fastenzeit handelte es sich ja auch um eine Vorbereitungszeit auf ein grosses Fest. Die Farbe wird aufs feierliche weiss-gelb wechseln. Daneben zeigte sich der Advent beispielsweise in strengerer Handhabung des Schweigens bei Tisch und in zusätzlichen Besinnungszeiten.
Sicher kennen Sie ja auch die Tradition des Adventskranzes mit den vier Kerzen. Und mit Teilnehmern aus der Umgebung feierten wir einen vorbereitenden Rorate-Gottesdienst, was Ihnen vielleicht auch vertraut ist: in einer frühmorgendlichen Heiligen Messe bei Kerzenlicht gibt man dem Warten auf Christus Platz. Und seitdem der «Countdown» läuft, seit 17. Dezember, ist noch etwas Weiteres hinzugekommen: jeder Tag hat ein spezielles «Bild» für den nahenden Christus im Abendgebet. Nachdenklich und staunend wird er, Gott, der kommt, als «Weisheit», «Adonai», «Spross aus der Wurzel», «Schlüssel», «Morgenstern», «König aller Völker» oder «Immanuel» besungen.
Diese Traditionen zeigen für mich die Genialität der kirchlichen Liturgie. Man wird hineingenommen in das kommende Glaubensgeheimnis, man kann es spüren und wird quasi «automatisch» eingestimmt. Falls Ihnen das etwas zu ideal tönt gibt es gleich eine weitere gute Nachricht: Weihnachten dauert, kirchlich gesehen, eine ganze Woche lang. Also gibt es bald genügend Zeit, auch Weihnachten in der «Weihnachtsoktav» immer besser zu erfassen… Die Orgel wird mit ihren Klängen die Grösse des Festes der Geburt Christi unterstreichen.
Frohe Weihnachten!

24. Dezember 2013 | 14:25
von Br. Paul Tobler
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