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Audienz für Chruschtschows Schwiegersohn Alexej Adschubei und seine Frau Rada und Reaktion

Die Annahme des Balzan-Friedenspreises und mehr noch die spektakuläre Tatsache, dass Johannes XXIII. anlässlich der Preisverleihung am 7. März 1963 Alexej Adschubai (1924-1993), den politisch einflussreichen Schwiegersohn Chruschtschows und Herausgeber der sowjetischen Tageszeitung Iswestija, zusammen mit seiner Frau Rada (*1929) in Privataudienz empfing, hat dem Papst harte Kritik seitens der rechtsgerichteten Presse eingetragen und zu erheblichen Spannungen zwischen ihm und der Römischen Kurie geführt, die das Treffen mit allen Mitteln zu verhindern suchte.
Um die Kritik, unter der Johannes XXIII. gelitten hat, zu entkräften, liess er einen exakten Bericht über die Begegnung erstellen. Staatssekretariat und Osservatore Romano lehnten es jedoch ab, diesen zu veröffentlichen. Am 20. März 1963 schrieb der Papst deshalb eine Stellungnahme, die allerdings erst nach seinem Tod bekannt wurde: «Die absolute Klarheit meiner Sprache zuerst in der Öffentlichkeit und dann auch in meiner Privatbibliothek [in der die Audienz stattgefunden hatte] verdient es, wahrgenommen und nicht absichtlich mit Schweigen übergangen zu werden. Man muss sagen, dass es nicht nötig ist, den Papst zu verteidigen. Ich habe zu Dell’Aqua und Samoré wiederholt gesagt, dass die Notiz veröffentlicht werden sollte, die von Pater Koulic verfasst wurde, dem einzigen [als Dolmetscher anwesenden] Zeugen der Audienz, die ich Rada und Alexej Adschubej gewährt habe. Die Erste Sektion des Staatssekretariates denkt diesbezüglich anders, und das missfällt mir. […] Wenn man erst einmal wissen wird, was ich gesagt habe und was er gesagt hat, ich glaube, dann wird man den Namen von Papst Johannes preisen. Alles muss mit Sorgfalt vermerkt werden. Ich bedauere diejenigen, die in diesen Tagen Anlass zu unsäglichen Spielen gegeben haben. Ich ignoriere es und lasse das Thema fallen» (Übersetzung: Giuseppe Alberigo, Johannes XXIII, 2000, 212).
(Franz Xaver Bischof)

8. März 2013 | 00:42
von Konzilsblogteam
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