Um-planen kann manchmal stressig sein. Das erfährt auch mein Kapuziner Mitbruder auf unserer Indienreise I © 2016 GFX
George Francis Xavier

Advent und 'UM-'

Viele Menschen mögen keine Prediger und Predigerinnen, die über die Sünde oder von Umkehr sprechen. Viele Christen lassen sich nicht mehr auf Gedanken von persönlicher Sünde oder Umkehr ein. Wir leben unser Leben in einer Zeit, in der «Sünde» nicht mehr als persönliche Mitverantwortung oder als persönliche Schuld angesehen wird. Und wenn eine Predigt mit einer Erläuterung über «Umkehr» bzw. «sündiges Leben» beginnt, klappen viele schon die Ohren zu.

Jesus und Johannes der Täufer sprachen häufiger von Sünde als von Liebe. Es gibt mehr Hinweise auf die Sünde im Neuen Testament als auf die Liebe. Heute würde Johannes der Täufer wohl von der Strasse weggesperrt werden, für seine eifrigen Aufrufe zu Umkehr. Christus hat vor 2›000 Jahren die «Umkehraufrufe» von Johannes weiter ausgeführt und in vielen Gleichnissen erläutert.

Nachdem Johannes so lange Zeit in der Wüste betete und wieder auf Menschen zuging, sagte er nicht einfach «Guten Tag», sondern er fordert auf zu «Umkehr!» Gott schickt vor Jesus den Propheten Johannes in die Welt; Gott will, dass wir auch heute noch die lauten Rufe von Johannes hören. Gott will uns in der Taufe und in jedem Pfingstfest neu begeistern «Feuer und Flamme» zu sein und nicht ein kleines flackerndes Lichtlein. Ich selbst höre heute im Aufruf «Umkehr» drei Gedanken.

Das Wort ‹Umkehren’ erinnert mich an schwierige Momente die deutsche Sprache zu lernen, insbesondere wenn es um trennbare und Nicht-Trennbare Verben ging wie eben Worte mit den Vorsilben ‹um’. Das Wort ‹Umkehren’ muss und kann nicht sofort unsere Einstellungen und Vorstellungen prompt eingesetzt ausrichten, sondern, Johannes und Jesus möchten mit diesem Aufruf «Bereitschaft zu Veränderung» auslösen und anstossen.

Erstens: «Umkehr» heisst sich auf einen Veränderungsprozess einzulassen!

In der deutschen Sprache gibt es auch die Verwendung von um- im Sinne der Bedeutung von «um etwas herum» (umdrehen, umwenden, umbiegen) oder «nach allen Seiten» (sich umschauen, umgucken, umblicken) oder «etwas auf eine bestimmte Art und Weise einzubinden (umbinden, umwickeln, umgeben, umschnallen, umhängen)»

Zweitens: «Umkehr» ist immer eingebunden in ein ganz besonderes persönliches Umfeld.

Und was für uns wichtig ist, ist die dritte Verwendung der Vorsilbe ‹um’. «Das Trennen bzw. Nicht-Trennen des Präfixes um- wird durch den spezifischen Bedeutungsunterschied bestimmt. Bezeichnet das Verb die Bewegung des Gegenstandes, Ortsveränderung (umladen, umsteigen), Änderung des Zustandes (umändern, umbauen) oder Änderung der Richtung (umbiegen, umkehren), ist sein Präfix trennbar. Wenn sich der beschriebene Gegenstand nicht bewegt bzw. das Verb beschreibt die Bewegung um den Gegenstand herum, ist das Präfix untrennbar (umarmen, umfahren, umkreisen)»

Drittens: «Umkehr» löst immer eine Richtungsänderung aus.

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Advent ist eine Zeit, die uns aufruft, unser Leben anzuschauen. Adventszeit ruft auf, unsere allerbesten Worte in gute Taten umzuwandeln. Bei mir / bei uns könnte dies heissen: um denken, um arbeiten, um laufen, um kehren, um planen, um bauen, um ändern, um stellen, um steigen, um ziehen, um laden, um benennen, um formen, um funktionieren, um lernen, um schalten, um stimmen, um schulen, und und und

Was die Botschaft von Johannes der Täufer zu «Umkehr» meint, ist eine Veränderung, ein Umdenken, ein Umarbeiten, ein Umbauen, ein Umstellen, ein Umlernen und Umstimmen in unserm je eigenen Leben.

«Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe.» Amen.

Um-planen kann manchmal stressig sein. Das erfährt auch mein Kapuziner Mitbruder auf unserer Indienreise I © 2016 GFX
3. Dezember 2016 | 23:55
von George Francis Xavier
Lesezeit: ca. 2 Min.
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