Philip Steiner

Advent in St. Meinrad

Diese Woche hat mich ein Mitbruder am Telefon gefragt, wie ich den Advent in St. Meinrad erlebe. Ich musste ihm gestehen, dass bei mir bis jetzt noch nicht wirklich ein Advents-Gefühl aufgekommen sei. Ich erlebe den Advent hier irgendwie anders. Ich muss St. Meinrad auf vieles verzichten, was zu Hause für mich ganz selbstverständlich zu dieser besonderen Zeit des Kirchenjahres dazugehört: die vertraute Adventsliturgie ohne Orgelbegleitung, die Winterlandschaft um Einsiedeln und – für viele vielleicht nicht ganz nachvollziehbar – die kalte Klosterkirche.
Man könnte nun einwenden, dass das ziemlich unwesentliche Dinge sind und dass man auch sehr gut (oder gar besser?) ohne Schnee und Kälte und mit Orgelbegleitung leben und beten könnte. Das stimmt natürlich, doch der Advent ist eine Zeit der Erwartung und der Vorbereitung. Und das gleich in einer doppelten Weise: Wir bereiten uns auf die jährliche Feier der Menschwerdung Gottes vor (Weihnachten) und wir erinnern uns an Jesu Versprechen, am Ende der Zeiten wiederzukommen.
Der Advent ruft uns also einen ganz wesentlichen Aspekt unserer christlichen Existenz in Erinnerung: die Spannung zwischen dem schon Geschehenen (Menschwerdung Gottes und Erlösung des Menschen durch Tod und Auferstehung Jesu) und dem noch Ausstehenden (Wiederkunft Jesu und Vollendung der Welt).
Für mich drücken das Wegfallen von etwas Vertrautem (Orgel), die unter der Schneeschicht begrabene Erde und die unbequeme Kälte der Kirche diese Spannung im Leben des Christen sehr gut aus: «Wir haben hier keine bleibende Stätte, sondern wir suchen die zukünftige.»
Ich wünsche allen eine besinnliche Adventszeit!
fr. Philipp

8. Dezember 2012 | 17:47
von Philip Steiner
Lesezeit: ca. 1 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!