Anna Di Paolo

«Absolute Gerechtigkeit gibt es nicht!» – Wie können wir trotzdem unsere Verantwortung wahrnehmen?

«Absolute Gerechtigkeit gibt es nicht!» – Wie können wir trotzdem unsere Verantwortung wahrnehmen?

Unter diesem Titel veranstaltet die Theologische Fakultät der Universität Freiburg ihre diesjährige interdisziplinäre Studienwoche. In dieser Woche, ein Privileg übrigens, das unsere Vorgänger in der Fachschaft Theologie vor ca. 20 Jahren errungen haben, wird der reguläre Vorlesungsplan ausgesetzt.

Studenten der Theologie organisieren Vorlesungen, Vorträge und Workshops zu einem bestimmten Thema und stellen ein einwöchiges Programm zusammen. Die Teilnahme an den Veranstaltungen ist für alle Studenten der Theologie obligatorisch. Das ging in den letzten Jahren etwas unter und viele Studenten nutzten diese «extra» Ferienwoche für Besuche in der Heimat oder um längst überfällige, administrative Aufgaben zu erledigen. Durch dieses Verhalten, läuft die interdisziplinäre Woche schliesslich Gefahr abgeschafft zu werden. Bereits wurde laut darüber nachgedacht, diese ersatzlos zu streichen!

Das fände ich sehr schade. Erstens haben die früheren Generationen von Theologiestudenten darum gekämpft, mindestens einmal im Studienjahr ein selbstbestimmtes Thema zu vertiefen. Und zweitens ist diese interdisziplinäre Woche öffentlich! Also auch nicht immatrikulierte Personen die sich für die behandelten Themen interessieren sind dazu eingeladen. Drittens ist das Angebot sehr niederschwellig, es braucht nicht einmal eine Anmeldung um daran teilzunehmen.

Dieses Jahr, wurde von einem Studierenden-Team das Thema Gerechtigkeit ausgewählt. Dieser Begriff wird unter den verschiedensten Aspekten beleuchtet und in aktuelle Zusammenhänge gestellt. So ist zum Beispiel einer der Dozenten, Mussie Zerai, ein eritreischer, römisch-katholischer Priester, der als humanitärer Aktivist und Seelsorger die Rettung von Bootsflüchtlingen auf dem Mittelmeer koordiniert, eingeladen worden.

Externe Teilnehmer haben die Wahl zwischen ca. 25 verschiedenen Vorträgen, resp. Workshops. Die Dozenten kommen zum Teil von der Uni Fribourg und zum Teil werden sie von auswärts hinzu genommen, diese kommen von anderen Unis oder sind Menschen die mit beiden Beinen in der Praxis stehen, sei es in der Pastorale oder zum Beispiel im Nationalrat. Das Thema Gerechtigkeit – oder wie der Titel eigentlich präzisiert: absolute Gerechtigkeit gibt es nicht – wird vielseitig behandelt und führt über die Quelle der Philosophie zum Bericht der Aktivisten zur Nachhaltigkeitsdiskussion. Dabei kommen die ur-typischen theologischen Themen wie Altes und Neues Testament nicht zu kurz. Ebenso wird der Aspekt der Ethik hineingenommen und in einem moderierten Podiumsgespräch wird die Wirtschaftlichkeit der Nachhaltigkeit beleuchtet.

Es gibt eigentlich nichts, was gegen eure Teilnahme an dieser interdisziplinären Woche spricht. Also kommet, kommet zu Hauf!

 

Bildquellen

  • Interdisziplinäre Woche: Bildrechte beim Autor
Interdisziplinäre Woche der theologischen Fakultät Fribourg
3. Oktober 2016 | 22:29
von Anna Di Paolo
Lesezeit: ca. 2 Min.
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