Markus Baumgartner

Hoffnung in wenig hoffnungsvollen Zeiten

Der 16. März 2020 ist bereits jetzt ein historisches Datum: Der Bundesrat hat im Kampf gegen das Coronavirus die ausserordentliche Lage ausgerufen. Privat und beruflich werden die nächsten Wochen eine grosse Herausforderung für uns alle darstellen. Die Herausforderung besteht darin, inmitten von so vielen schwierigen Nachrichten und Meinungen positiv und konstruktiv zu sein. Wie die Kirchen Hoffnung vermittelt können. 

– In Frankreich richteten die Christen einer Kirche in Lyon «einen täglichen Skype-Anruf ein, um sich zu informieren und für unsere Stadt und einander zu beten», sagte Tim Kyle auf Twitter.

– In der Tschechischen Republik nutzten evangelische Kirchen auch Videokonferenzen als eine Möglichkeit, sich virtuell zu treffen, sagte James Araucaria. Diese Lösung ermöglichte es Menschen an anderen Orten des Landes mitzumachen. «Wir planen, dies für andere Veranstal- tungen zu nutzen», sagte er. 

– In Griechenland sagt Nico Spies, dass eine Kirche alle Mitglieder ermutigte, von 19 bis 21 Uhr im gemeinsamen Gebet als Familien im Haus zu stehen und prophetische Worte und Zeugnisse auszutauschen, um sich gegenseitig zu ermutigen: «Es ist nicht an der Zeit, unser geistliches Leben aufzugeben, denn wir sind der Tempel Gottes, ob wir nun in ein Kirchengebäude gehen oder nicht». 

– In Deutschland verzeichnet die Telefonseelsorge einen starken Anstieg, sagte Astrid Fischer. Die Telefonseelsorge führt mit ihren 104 Dienststellen am Tag rund 2’700 Gespräche. Am häufigsten wird das Thema Coronavirus mit Einsamkeit zusammengebracht gefolgt von Ängsten. Ein katholischer Pfarrer aus dem Ruhrgebiet reagiert auf das Gottesdienstverbot: Christoph Wichmann von der Pfarrei St. Pankratius in Oberhausen rief dazu auf, abends um 19 Uhr eine Kerze anzuzünden, auf die Fensterbank zu stellen und dann das Vaterunser zu beten: «Wir wollen ein neues Gemeinschaftserlebnis schaffen.»

– In Grossbritannien werden Flyer gepostet, die Hilfe für die Nachbarn anbieten. Vor allem jüngere Menschen verteilen in ihren Strassen

oder Hausblöcken Flugblätter und bieten älteren und einsamen Menschen Hilfe an, einkaufen zu gehen und aufeinander aufzupassen. Es gibt viele Möglichkeiten, wenn man bereit ist, die zusätzliche Meile zu gehen. Das könnte tatsächlich einige der künftigen Angebote der Kirchen prägen. Es wird viel experimentiert und macht auch viel Spass.

– Bevor die Einschränkungen begannen, nahm sich Jetteke Noordzij aus den Niederlanden etwas Zeit, um den älteren Menschen einen kleinen Topf Narzissen-Zwiebeln zu geben – ein Zeichen der Hoffnung und der Tatsache, dass der Tod von Jesus besiegt wurde – und um Hilfe beim Einkaufen anzubieten. Ein älterer Mann, erklärt sie, reagierte emotional auf ihre Einladung: «Er war ein Überlebender des Holocausts. Diese Abriegelung weckt viele Gefühle und Erinnerungen», sagte er.

– In der Schweiz haben viele Kirchen auf Livestream umgestellt. Die Webpage «kirche zuhause» zeigt eine Übersicht. Das Onlineportal Livenet hat einen Liveticker lanicert, der weitere Angebote der Kirchen laufend auflistet.

Der Schweizer Kabarettist Franz Hohler fasste im «Dienstagsclub» des Schweizer Fernsehens am Schluss prägnant zusammen: «Die Krise bringt uns alle näher zusammen. Wichtig ist, dass wir uns nicht in einen Angst-Modus drängen lassen. Gelassen dem entgegenblicken, was kommt. Wieder Bücher lesen, Musik hören, auf dem Balkon singen wie in Italien. Und wer weiss, vielleicht sogar mal beten.»

Bild Quelle unsplash
22. März 2020 | 09:26
von Markus Baumgartner
Lesezeit: ca. 2 Min.
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