Markus Baumgartner

Sensationeller Frieden in Afrika

Der Schweizer Botschafter Mirko Manzoni hat in Moçambique einen Friedensvertrag zwischen Regierung und Rebellen vermittelt. Damit wurde ein jahrzehntelanger Krieg beendet, der fast eine Million Todesopfer gefordert hatte. Experten sprechen von einer Sensation und einem historischen Erfolg. Die Basis dafür legte eine Schweizer protestantische Mission aus der Romandie.

Die Schweizer Friedensdiplomatie hat ihren grössten Erfolg des vergangenen Jahrzehnts erzielt: Der Tessiner Diplomat Mirko Manzoni hat in Moçambique einen Friedensvertrag vermittelt. Das Abkommen soll einen jahrzehntelangen Bürger- und Guerillakrieg mit fast einer Million Toten beenden, berichtet der «Tages Anzeiger». Das Abkommen sei «ein historischer Erfolg» für die Schweiz, sagt der frühere Schweizer Spitzendiplomat Thomas Greminger, heute Generalsekretär der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). Laut Greminger ist der Friedensschluss vergleichbar mit der Schweizer Vermittlung beim Friedensabkommen in Nepal im Jahre 2006.

Drei Jahre Geheimverhandlungen

Die Recherchen des «Tages Anzeiger» zeigen, dass Manzonis Geheimverhandlungen über drei Jahre dauerten. Der heute 51-Jährige Tessiner vermittelte zwischen Moçambiques Staatspräsident Filipe Nyusi und den Rebellen. In dieser Zeit legte er 30-mal einen über 1000 Kilometer langen Weg zwischen Moçambiques Hauptstadt und dem Rebellen-Hauptquartier mitten im Busch zurück – teilweise mit dem Motorrad und auf langen Fussmärschen. Möglich sei sein Vermittlungserfolg nur geworden, weil Manzoni das Vertrauen beider Konfliktparteien gewonnen habe, sagt Greminger, der früher selbst in Moçambique stationiert war. «So etwas kann man nicht planen. Botschafter Manzoni spielte den herausragenden Part.» Doch auch der Support des Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) sei entscheidend gewesen.

Den Grundstein für diese Sensation legte die Missão Suíça, die seit 1963 DM-échange et mission heisst. Sie ist eine Organisation der westschweizerischen protestantischen Kirchen in Lausanne, die schon vor über 130 Jahren mit Aktivitäten im Land begann: «Die Wurzeln der Schweizer Zusammenarbeit mit Mosambik reichen bis ins Jahr 1880 zurück, als Schweizer Missionare Schulen und Krankenhäuser gründeten. Ihr soziales Engagement trug zur grossen Glaubwürdigkeit der Schweiz bei. Ein Land, das erst 1975 unabhängig wurde und innerhalb von zwei Jahrzehnten einen gewaltsamen Bürgerkrieg und zwei radikale Systemwechsel erlitt», schreibt das EDA in einer Jubiläumsschrift von 2009.

Basis durch Schweizer Missionare

Mirko Manzoni profitiert daher vom guten Ruf, den die Schweiz in Moçambique geniesst. Viele Mitglieder der moçambiquanischen Elite sind von den Schweizer Missionaren ausgebildet worden, unter anderem auch der amtierende Präsident Filipe Nyusi und der langjährige Rebellenchef Afonso Dhlakama, der während der Friedensverhandlungen starb. 2016 ersucht Nyusis Regierung das EDA in Bern offiziell um die Guten Dienste von Manzoni. Am 6. August 2019 fliegt Aussenminister Ignazio Cassis selber nach Afrika, berichtet der «Tages Anzeiger». In der Hauptstadt Maputo setzen Staatspräsident Filipe Nyusi und der neue Rebellenführer Ossufo Momade ihre Unterschriften unter einen historischen Friedensvertrag. Jahrzehntelang waren ihre Parteien Todfeinde. Jetzt fallen sich die beiden in die Arme.

Herzlich, Markus Baumgartner

Präsident Filipe Nyusi und Rebellenchef Ossufo Momade liegen sich in den Armen. Bild zVg
2. September 2019 | 21:48
von Markus Baumgartner
Lesezeit: ca. 2 Min.
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