Markus Baumgartner

550 Jahre Passionspanorama

Jubiläum in der reformierten Kirche Scherzligen in Thun am Ufer der Aare:Das eindrückliche Passionspanorama wird 550-jährig und lädt zu Ostern zum Meditieren ein. 

Das Passionspanorama in der Scherzligkirche in Thun ist 550 Jahre alt. Es ist ein einzigartiges grossflächiges Wandbild, das die ganze Südwand der Kirche ziert. Es bildet die Stadt Jerusalem ab, wo sich das ganze Drama der Passion abspielt. Die Passionswand lädt den Betrachter zur Meditation ein und begleitet ihn auf dem eigenen «Kreuz- und Auferstehungsweg», schreibt das Kirchenfenster von Radio Berner Oberland (BeO).

Insel der Besinnung

Die Kirche Scherzligen ist äusserst alt: Sie wurde im Jahr 762 urkundlich erstmals erwähnt und weist einige Besonderheiten auf. So ist sie auf Grund ihrer besonderen Lage, ihrer Geschichte und von ihrer ganzen Ausstrahlung her speziell geeignet für meditative Veranstaltungen. «Wir wollen die Kirche als Insel der Besinnung den Ruhe suchenden Mitmenschen zur Verfügung stellen, damit sie hier auftanken und wieder neu auf die göttliche Stimme in ihrem Innern hören können», beschreibt Pfr. Markus Nägeli die Ausrichtung. «Ich bin sehr dankbar dafür, dass so viele Menschen eine neue Sensibilität für den Wert der Stille und für die besondere Qualität dieser Kirche und ihrer einmaligen Umgebung entwickeln.»

Die Kirche Scherzligen ist aufs Licht ausgerichtet. Zweimal im Sommer strahlt das Licht der aufgehenden Sonne in ganz spezieller Weise in die Kirche: Wer am längsten Tag frühmorgens vor der Scherzligkirche steht, kann miterleben, wie die Sonne präzise am tiefsten Punkt des Horizonts aufgeht. Der erste Sonnenstrahl scheint genau ins mittlere Chorfenster der Kirche. Wer die Kirche dann durch den Haupteingang betritt, kann im vollen Sonnenlicht nach vorne schreiten. Die Scherzliger Kirchenachse wurde nach diesem Sonnenaufgang ausgerichtet. Doch auch der Mond stand beim Bau Pate.

Frohen Mutes kürzertreten

Die frühen Christen erkannten die Besonderheit dieses Ortes und integrierten seine Kraft ins Christentum. Wenn der Sonnenaufgang am 21. Juni mahnt, dass der Zenit des natürlichen Lichtes erreicht ist und die Tage nun wieder kürzer werden, rücken die Christen Johannes den Täufer in den Vordergrund. Er verkörpert mit seinem ganzen Auftreten einen radikal einfachen Lebensstil und mahnt die Menschen zur Umkehr. Johannes der Täufer verstand sich als Wegbereiter von Christus. So wies er immer wieder auf diesen hin. «Er muss (wie die Sonne) zunehmen, ich (wie der Mond) abnehmen» (Joh. 3, 30). Pfr. Nägeli dazu: «Wenn wir erkennen, dass unsere natürliche Lebenskraft wieder zurückgeht, soll der Aufblick auf Christus uns Mut machen. Das Licht des Gottvertrauens soll in uns wachsen – gerade dann, wenn wir unseren biografischen Zenit vielleicht längst überschritten haben. Wir dürfen lernen, frohen Mutes kürzerzutreten.»

Herzlich, Markus Baumgartner

Foto Kibeo Kirchlicher Verein Radio Beo
14. April 2019 | 22:42
von Markus Baumgartner
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